Schwarzwild Neue Pächter verjagen Wildschweine
Cronenberg · Anwohner und Landwirt im Gelpetal sind erleichtert – im vergangenen Jahr hatten die Tiere viele Schäden angerichtet.
Anfang 2020 war der Frust im Unter- und Oberdahl noch groß: Immer wieder fanden Anwohner ihre Gärten zerwühlt vor, erschreckten sich Kinder: Wildschweine besuchten regelmäßig die Gärten der Hofschaft. „Jetzt haben wir eine sehr entspannte Situation“, stellt Anwohner Alexander Küpper erfreut fest. Er ist dafür den beiden neuen Jagdpächtern Torsten Bertram (54) und Frank Sobkowiak (59) sehr dankbar.
Der Schädlingsbekämpfer und der Baumschulbetreiber, beide aus Hilden, haben das Jagdrevier Gelpetal vor einem Jahr übernommen, nachdem der vorige Pächter aufgegeben hatte. Und erstmal viel gebaut: insgesamt 34 Hochsitze. Und auf denen haben sie dann viele Abendstunden verbracht. Das Ergebnis: Die Wildschweine sind aus der Grünfläche zwischen Ober- und Unterdahl verschwunden und zeigen sich auch sonst seltener im Gelpetal.
Landwirt: „Die Schäden
gingen an die Existenz“
Zwischen Ober- und Unterdahl sei die Grünfläche von drei Seiten von Bebauung umgeben, erklärt Torsten Bertram beim WZ-Besuch im Tal mit Blick auf Bäume, Büsche und Wiese zwischen Einfamilienhäusern. Hier habe es sich eine Rotte aus drei Muttertieren mit ihren Jungen, bis zu 18 Tiere, häufig gemütlich gemacht. Deshalb sei so mancher Anwohner auf dem Abkürzungspfad „Hühnerweg“ zwischen Ober- und Unterdahl Wildschweinen begegnet.
„Das war schon Gefahr für Leib und Leben“, sagt Alexander Küpper. Sein Sohn sei mal von einem Wildschwein verfolgt worden. An ihrem Grundstück hätten die Tiere Zaun und Einfahrt zerstört, sogar Terrassenplatten angehoben und die Wiese umgegraben. Schaden: 10 000 Euro. „Kein Mensch kommt dafür auf“, klagt Küpper.
Er habe damals Alarm geschlagen. Nach wenig Erfolg beim damaligen Jagdpächter und bei den Behörden sammelten die Anwohner Unterschriften, sprachen die Bezirksvertretung Cronenberg an. Dann fanden sich die neuen Pächter, mit denen Küpper „sehr zufrieden“ ist.
Sie hätten sich auf das neue Revier beworben und den Zuschlag erhalten, sagt Torsten Bertram. Er und Frank Sobkowiak jagten schon länger zusammen, hätten sich zu der gemeinsamen Pacht entschlossen. Von den Problemen mit den Wildschweinen haben sie gewusst, darüber auch nachgedacht. Denn als Jagdpächter müssen sie zwar nicht für Wildschäden bei Privatleuten aufkommen, aber für die bei Landwirten.
Auch die gab es, etwa bei Frank Grietenbruch, dessen Pferdeweiden regelmäßig von den Wildschweinen aufgewühlt waren. Für ihn seien die Schäden durch die Tiere existenzbedrohend gewesen, berichtet der Grietenbruch. Denn der Schadenersatz decke nicht alle Verluste. Er ist froh, dass die beiden neuen Jäger so aktiv sind: „Die haben wirklich was getan.“ Die Schäden, die er 2020 in Hektar maß, betrügen nur noch Quadratmeter. „Man sieht klar den Unterschied.“
Torsten Bertram und Frank Sobkowiak sind mehrmals in der Woche in ihrem Revier, verbringen viele Stunden auf den Hochsitzen. „Man muss schon zehn bis 15 Stunden sitzen, bevor man etwas schießen kann“, erläutert Torsten Bertram. „Das ist aber auch Entspannung.“ Er genieße es, wenn es langsam dunkel werde, die Vögel ihr Zwitschern einstellen und er auf jeden Laut in der Umgebung lauscht.
Mit diesem „steten Ansitzen“ hätten sie das Wildschwein-Problem in den Griff bekommen, etwa die Rotte aus dem Areal zwischen Ober- und Unterdahl vertrieben. „Die riechen uns und haben dann keine Lust mehr“, erklärt Frank Sobkowiak. Sie haben aber auch im Jahr 2020 insgesamt 19 Wildschweine erlegt und so den Bestand reduziert. Landwirt Frank Gietenbruch sagt dazu: „Schweine sind schlau, die wissen, wo sie Feuer kriegen.“
Den beiden Pächtern helfen noch vier weitere Jäger, die einen „Begehungsschein“ für das Revier haben, einen Teil der Tiere schießen dürfen. Sie helfen den Jagdpächtern auch bei weiteren Aufgaben, etwa dem Entfernen von überfahrenen Wildtieren, dem Aussäen von Kräuterwiesen für das Wild oder der Einpinselung von Jungpflanzen mit Bitterstoff, um diese vor dem Anknabbern durch Wild zu schützen. Die Hochsitze müssen ebenfalls in Ordnung gehalten werden. „Es gibt immer etwas zu tun“, sagt Frank Sobkowiak.
Leider auch durch menschliche Besucher im Revier, die in der Coronazeit zahlreicher geworden sind. Immer wieder müssen sie Reste von Treffen im Wald wegräumen von Papiertüchern bis zu leeren Flaschen.
Manchmal müssen sie auch Hundehalter ansprechen, ihre Hunde auf den Wegen zu halten. Einige ließen ihre Vierbeiner auf landwirtschaftliche Flächen wie etwa Wiesen, auf denen Hundekot in die Nahrungskette gelangen würde. Und, so mahnt Torsten Bertram: „Wir haben Brut- und Setzzeit“, viele Tiere hätten gerade Junge. „Dann gilt Leinenpflicht.“
Im Gelpetal scheinen die Wildschweine keine Probleme mehr zu machen. Andre Geier von der Unteren Jagdbehörde, bestätigt, er habe von dort lange keine Meldung mehr über Schäden erhalten. In anderen Revieren gibt es aber noch Ärger: So berichtet etwa Claudia Hohn von der Königshöhe, dass dort erst kürzlich wieder Wiesen aufgewühlt waren.