Früheres Wuppertaler Hauptpostamt Betonklotz am Kleeblatt soll wiederbelebt werden

Wuppertal · Mit einer Bruttonutzfläche von 43.000 Quadratmetern auf sechs Etagen ist das ehemalige Hauptpostamt am Kleeblatt eines der größten Gebäude in Wuppertal. Doch es steht seit Jahren leer.

Es kommt wieder Bewegung in die Planungen für das frühere Hauptpostamt am Kleeblatt.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Mit einer Bruttonutzfläche von 43 000 Quadratmetern auf sechs Etagen ist das ehemalige Hauptpostamt am Kleeblatt eines der größten Gebäude in Wuppertal. Doch es steht seit Jahren leer. Nachdem die Post in Etappen (Paketdienst, Briefverteilzentrum und zuletzt die Postfiliale) ausgezogen ist, kaufte die Clees-Gruppe den Betonklotz. Nachdem deren Pläne für ein Factory Outlet-Center gescheitert sind, gibt es nun Überlegungen für eine Mischnutzung mit Angeboten aus den Bereichen Freizeit, Fitness, Gastronomie sowie für Logistik- und Handwerksbetriebe.

„Wir sondieren aktuell die Nutzungsmöglichkeiten für diese spannende Immobilie und haben bereits erste Gespräche mit potenziellen Mietern von Teilflächen geführt“, heißt es von der Clees-Gruppe. Arno Minas, Beigeordneter für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Klimaschutz, Bauen und Recht, begrüßt und unterstützt die Entwicklung: „Das ehemalige Postgebäude am Kleeblatt ist eine spannende Immobilie mit hohem Entwicklungspotenzial, guter Verkehrslage und Anbindung an die City. Ausgenommen ist nur Einzelhandel. Insofern können wir uns den angedachten Nutzungsmix vorstellen. Das Projekt wurde bereits im Gestaltungsbeirat vorgestellt: Die Revitalisierung des Gebäudes und die vorsichtige Restaurierung der Fassade sind auf ein positives erstes Echo gestoßen.“

Auf der aktuell stattfindenden Polis Convention, der Messe für Projekt- und Stadtentwicklung, die wegen Corona nur virtuell stattfindet, gehört die ehemalige Post zu den Potenzialflächen, die von der Stadt präsentiert werden. Das zeige die Bedeutung des Standortes für die Stadtentwicklung, erklärt Sven Macdonald von der städtischen Wirtschaftsförderung. Der Bau an sich sei „eine riesige Herausforderung“, sagt er. „Ein großer Klotz, aber mit vielen Talenten“. Die Statik sei noch sehr gut.

Aus den Ratsfraktionen gibt es Rückenwind für die Pläne

Anfang der 1970er Jahre war das Hauptpostamt errichtet worden. In seiner Hochzeit arbeiteten dort bis zu 1600 Postbedienstete. Allerdings dürfte es nicht einfach werden, Mieter zu finden, glaubt Macdonald. Vielleicht sei deshalb die gemischte Nutzung ein gangbarer Weg. Ankermieter für diese Größenordnung seien rar, gerade für Wuppertal. Einen Sonderfall stelle die frühere Postfiliale in dem Gebäudekomplex dar. Dort könne er sich einen Gastronomiebetrieb vorstellen, so Macdonald.

Zum Ende der Sommerferien hatten Delegationen der Ratsfraktionen von CDU und Grünen sowie der SPD den Komplex besichtigt. „Das Gebäude steht an sehr prominenter Stelle und befindet sich in einem guten Bauzustand, nur das Dach müsste ausgebessert werden“, berichtet der SPD-Verordnete Thomas Kring von seinen Eindrücken. Das Gebäude sei Thema im Gestaltungsbeirat gewesen, mit dem Ergebnis, dass große Eingriffe in die Fassade vermieden werden sollten. „Es handelt sich um typische Architektur der 1970er Jahre in einer hochwertigen Bauausführung“, sagt Kring. Auszuschließen sei eine Nutzung durch Einzelhandel.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Alexander Schmidt hofft ebenfalls, dass möglichst bald wieder Leben in der „Geisterpost“ einzieht. „Eine kleinteilige Nutzung ist immer noch besser als weitere zehn Jahre Leerstand“, sagt Schmidt.

Bürgermeister Marc Schulz (Grüne) bedauert, dass die Idee einer Multifunktionshalle mit direktem Gleisanschluss nicht mehr zu den Alternativen zählt. Bei dem Gebäude handele es sich um eine Bausünde, da dieser Riegel das Stadtbild zu stark präge. Wichtig aus Sicht der Ratsfraktion der Grünen sei, dass an dieser prominenten Stelle eine innenstadtverträgliche Nutzung entstehe. „Hier darf es keinen Einzelhandel in Konkurrenz zur Innenstadt geben“, sagt Schulz.

Da ein Abriss sehr aufwendig wäre, müsse bei der Klotzigkeit des Gebäudes über eine Modernisierung der Fassade und möglichst viel Begrünung (vor allem auf dem Dach) nachgedacht werden. Das Gebäude könne aufgrund seiner Architektur komplett entkernt werden. Der Komplex halte Überraschungen wie einen riesigen Innenhof, Terrassen und einen Schießstand im zweiten Untergeschoss bereit. Schusstraining absolvierte dort, so Schulz, das Sicherheitspersonal für die Geldtransporte der Post.