Marketing Ein Stadtporträt im Hochglanzformat
Wuppertal · Wuppertal ist Thema im Magazin „Metropolis“. Der Herausgeber Johannes Busmann stellt darin die vielen Vorurteile gegenüber der Stadt den positiven Eigenschaften gegenüber.
Hochglanz und Wuppertal - passt das überhaupt zusammen? Mit der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Metropolis versucht Herausgeber Johannes Busmann den Gegenbeweis anzutreten, in dem er vielen Vorurteilen, mit denen Wuppertal zu kämpfen hat, das Bild einer Stadt gegenüberstellt, die Raum für Ideen und Visionen schafft – und im positiven Sinne „voran schreitet“. In der ersten Pressekonferenz von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind wurde das Heft präsentiert.
„Wuppertal, eine Stadt zum Selbermachen“, so heißt ein Grundsatzbeitrag von David J. Becher, einem der Macher von Utopiastadt. Becher schildert darin die Entwicklung des Quartiers Mirke, die von Nachbarinnen und Nachbarn angestoßen worden ist. Er selbst entwickelte sich in diesem Wandlungsprozess zum Amateurstadtentwickler und ist heute Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Utopiastadt.
Circular Valley – das ist das neue Projekt der Wuppertalbewegung. Nachdem der Verein mit dem Bau der Nordbahntrasse und der Schwarzbachtrasse der Mobilität in Wuppertal neue Wege eröffnet hat, gilt der Einsatz der Mitglieder nun dem Ziel, zirkuläre Wirtschaftskreisläufe zu schaffen. Recycling, Abfallvermeidung, Geschäftsmodelle – dies alles soll von Wuppertal ausgehend in der Region Rhein-Ruhr optimiert werden. In einem Interview erläutert Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertalbewegung, welche Bedeutung das Thema für die drängenden Probleme Klimawandel und Ressourcenverschwendung hat, und wie Wuppertal zum Labor für den „nötigen Realitätscheck“ der optimierten Wirtschaftskreisläufe werden könnte.
„Ich habe gehörigen Respekt davor gehabt, eine Ausgabe für meine Heimatstadt herauszugeben“, sagt Johannes Busmann, Professor an der Bergischen Universität, der sich seit den 1990er Jahren intensiv mit der Stadtentwicklung Wuppertals kritisch auseinandersetzt. Busmann ist überzeugt, dass Wuppertal Vorbildcharakter für andere Städte haben kann. „Es gibt eine unglaubliche Initiative und Anteilnahme der Bürger an der Gestaltung des städtischen Raums. Das ist sehr spannend und ein einzigartiger Ansatz. In der Dichte, und wie wir Wuppertaler das oft als selbstverständlich empfinden, liegt eine immense Kraft. Dieses Kapital hat mit der DNA unserer Stadt zu tun. Es ist eine Form, der Republik zu zeigen, auch so kann man voranschreiten.“
Oberbürgermeister Uwe Schneidewind spricht in seinem Vorwort von Wupper-Mut, der einst schon den Bau der Schwebebahn ermöglichte, „In einer Welt im Umbruch, in der Stadtentwicklung, Verkehr oder gesellschaftlicher Zusammenhalt neu gedacht werden müssen, wird Mut zu einer besonders wichtigen Ressource.“
Den Mut, die Probleme der Stadt anzusprechen, lässt der Herausgeber allerdings an manchen Stellen vermissen. So werden in einem reich bebilderten Artikel über die Schwebebahn und ihrer Geschichte die Probleme mit der neuen Modellreihe in keinem Wort erwähnt. So heißt es in dem Artikel: „Das internationale Team optimierte sowohl die Energieeffizienz, die Sicherheit als auch die Geschwindigkeit der Waggons“. Ein Satz, der in Wuppertal wie Spott und Hohn klingt.
Ungefiltert wird die Zeitschrift Metropolis zudem von weiteren Wuppertaler Unternehmen zur Selbstdarstellung genutzt. Trotz einiger spannender, gehaltvoller Interviews, Porträts und tiefer Einblicke in die Strukturen der Stadt Wuppertal bleibt am Ende dann doch der Eindruck einer Hochglanzbroschüre mit werbendem Charakter zurück.
»Metropolis ist zum Preis von 15 Euro erhältlich.