Kein Sichtschutz Neues Pissoir am Döppersberg irritiert Wuppertaler Passanten
Wuppertal · Die Stadt Wuppertal wollte eine pragmatische Lösung für die Drogen- und Trinkerszene am Döppersberg. Von dem Ergebnis sind jedoch viele überrascht.
Die Stadt hat auf dem Döppersberg, direkt gegenüber vom Köbo-Haus, ein Kunststoff-Pissoir aufgestellt. Dort können jetzt vor allem die Angehörigen der Trinker- und Drogenszene ihre Notdurft verrichten. Was jedoch Passanten irritiert: Die Männer öffnen seit einigen Tagen ihre Hose am Döppersberg ohne Sichtschutz.
Das ist so gewollt. Stadtsprecher Thomas Eiting erklärt: „Wir wollen das Pissoir nicht verstecken, weil wir an dieser Stelle keinen Rückzugsort schaffen wollen, wo gegebenenfalls Drogen konsumiert werden.“ Generell sei das Plastik-Urinal eine Lösung, „mit der alle zufrieden sind“. Unter anderem an der Schlossbleiche hatten sich Anwohner darüber beschwert, dass Menschen in Häusereingängen ihre Notdurft verrichtet. Seit das Café Cosa vorübergehend aus der Innenstadt verschwunden ist, hat die Szene, die sich am Döppersberg trifft, keine öffentliche Toilette mehr in der Nähe.
Das Sozialamt nahm sich dem Problem an und kaufte ein Pissoir. Laut Stadt sind die Kosten sehr gering: Jährlich zahlt die Verwaltung 1600 Euro für Reinigung und Leerung des Tanks. Bislang hat das Urinal - das schon Mitte Dezember aufgestellt wurde - auch noch für wenig Aufsehen gesorgt. Schließlich stand es in einer geschützten Bauzaun-Niesche, dort wo derzeit der Wupperpark-Ost entsteht. „Doch wegen dem Sturm musste der Bauherr Riedel die Planen vom Zaun entfernen“, sagt Eiting. Seitdem ist die Situation vor der Geschäftsbrücke für viele Passanten unangenehm.
Matthias Zenker (IG1): „Ein Sichtschutz muss sein“
Für Matthias Zenker aus dem IG1-Vorstand ist eine Frage indiskutabel: „Ein Sichtschutz muss sein.“ Da habe die Stadt versucht, eine schnelle Lösung zu finden, die hier „fehlgeschlagen“ sei. Die IG1 werde der Sache nachgehen, denn die Grundidee sei ja nicht verkehrt.
Befremdlich finden die freistehende Pinkel-Stelle übrigens nicht nur die Geschäftsinhaber. Café-Cosa-Leiterin Klaudia Herring-Prestin berichtet: „Auch die Nutzer sind mit der neuen Situation nicht glücklich. Die finden das unangenehm.“ Bevor die Planen verschwunden sind, kam die neue Toilette noch gut an. „Die konnten es erst gar nicht glauben, dass die Stadt das extra für sie angeschafft hat“, berichtet Herring-Prestin, die in dem Zusammenhang darauf hinweist, dass das Pissoir im Prinzip jedem Bürger nutzt. Zumindest jedem männlichen. Denn für Frauen, die sich in der Not auch schon mal rund um das Pissoir erleichtert haben sollen, sei noch immer keine Lösung gefunden. Aus Sicht der Streetworker, die das Problem an die Stadt herangetragen hatten, sei eine öffentliche Toilette die beste Lösung.
Auch Bezirksbürgermeister Hans Jürgen Vitenius bezeichnet das nicht ganz so stille Örtchen vor dem Köbo-Haus als „keine vorbildliche Lösung, aber eine pragmatische“. Und er gibt zu bedenken: „Es gibt doch keine Alternative.“ Ganz könne er nicht nachvollziehen, dass sich Bürger über das Pissoir aufregen: „Wer es nicht sehen will, der muss doch einfach nur wegschauen.“ Sein Fazit: „Laufen lassen.“