Neues vom Alterspräsidenten des Vereins für klare Sprache

Im Opernhaus hat die Enno und Christa Springmann-Stiftung drei Wuppertaler Künstler mit jeweils 5000 Euro ausgezeichnet.

Foto: Anna Schwartz

Eine 18. Preisverleihung birgt üblicherweise das Risiko, die Wiederkehr des Gleichen zu sein. Diese Gefahr laufen Enno und Christa Springmann nicht. Fast jedes Jahr, wenn sie ihre bis zu drei Favoriten ehren, ist wenigstens einer dabei, der auf den ersten Blick gar nicht in den klassisch dominierten Kulturbetrieb zu passen scheint. Im vergangenen Jahr war es das Gitarre-Bass-Blockflöten-Trio „Wildes Holz“, auch Philosophen und Fotografen zählten bereits zu den Geehrten. In diesem Jahr ist es die Grafikdesignerin Anja Thams. Sie erhielt wie die Wuppertaler Trompeterlegende Willy Berg und der Konzertorganist Thomas Pech den mit jeweils 5000 Euro dotierten Preis.

Enno Springmann hat vor fast zwei Jahrzehnten eine Stiftung gegründet, die es sich zum Ziel setzt, in Wuppertal geborene oder lebende Künstler zu unterstützen. Deren Auswahl passt zum Stifter, auch wenn Springmann das operative Geschäft mittlerweile an eine Geschäftsführung um den ehemaligen Caritas-Direktor Eckhard Arens weitergegeben hat. Sie ist mal überraschend, mal konsequent, mal beides und immer vom Gedanken geprägt, die breite Kulturlandschaft Wuppertals zu erkennen und zu unterstützen. Und Kultur hat keine Grenzen.

So erklärt sich die Wahl von Anja Thams. Die 1967 in Hamburg geborene und diplomierte Grafikdesignerin lebt seit zwölf Jahren in Wuppertal. Sie illustriert Bücher und entwirft auch Plakate. Ihre Werke zieren heute viele Räume in Wuppertal. Denn Thams zeichnet, was diese Stadt aus- und weithin berühmt macht. Ihre Grafiken zeigen die Schwebebahn in all ihren Designepochen, sie zeigen die Busse, die durch Wuppertal fahren und fuhren, sie zeigen das Opernhaus. Und auf jeden Fall zeigen sie auf den ersten Blick, wie sehr die Norddeutsche heute Wuppertalerin, nein, Sudbergerin ist. Die Stadt hat ihr Herz erobert, und ihre Arbeit überzeugte die Jury des Springmann-Preises.

Dass diese Aussage auch für Willy Berg gilt, versteht sich fast von selbst. Wenn ein Musiker in Wuppertal das Prädikat „Legende“ verdient, dann ist es der langjährige Trompeter des Sinfonieorchesters. Wie kaum ein anderer hat der 1948 im Hunsrück geborene und in Linz am Rhein aufgewachsene Musiker die Grenzen seines Instrumentes ausgelotet.

Ihm gehen Werke von Bach ebenso leicht von der Hand wie die Stücke der Kölschen Mundartband Black Fööss. Berg liebt sein Instrument, und er liebt die Musik. Deren Wert bemisst er offenbar nicht am Rahmen, in dem sie gespielt, sondern an der Perfektion, der Hingabe, mit der sie dargeboten wird. Das Bergische Heimatlied ist sehr wahrscheinlich noch nie so schön erklungen wie am Samstag zur Preisverleihung im Opernhaus — dank dreier Trompeter und eines Flügels.

Daran saß Thorsten Pech, der dritte Preisträger dieses Jahres. Der Elberfelder (55) ist seit dem Besuch eines Quemperkonzertes im zarten Alter von drei Jahren von der Orgel fasziniert. Dass er noch drei Jahre warten musste, um für das Instrument groß genug zu sein, tat der Liebe keinen Abbruch. Mit acht Jahren begleitete er den ersten Gottesdienst, studierte wenige Jahre später an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf und dann in Wien Dirigieren. Den ersten Chor leitete er mit 17. Heute arbeitet er mit den Sängern der Wuppertaler Volksbühne und des Düsseldorfer Bachvereins.

Der Springmann-Preis ist für Künstler gedacht, die Wuppertal durch ihre Arbeit bereichern. Das zeichnet jeden, der mittlerweile fast 50 Preisträger aus. Und es entspricht auch dem ausdrücklichen Wunsch des Stifterehepaares. Über Enno Springmann sagte Eckhard Arens am Samstag, er sei ein Mensch, der in Fülle die Rechte wahrnimmt, die einem das Leben in einer freiheitlichen Gesellschaft garantiert. Damit ist der mittlerweile 90 Jahre alte Kulturförderer sehr gut beschrieben. Die Preisverleihungen nutzte der ehemalige Ratsherr (CDU) in den vergangenen 18 Jahren immer wieder, dem kommunalen Kulturbetrieb die Leviten zu lesen. „Quo vadis, Wuppertal“, fragte er den anwesenden Kulturdezernenten Matthias Nocke (CDU) diesmal angesichts einer „gekündigten Schauspielintendantin Susanne Abbrederis und eines maroden Schauspielhauses“.

Nocke zeichnete hingegen ein schönes Bild der Wuppertaler Kulturlandschaft, hob die gelungene Personalauswahl Berthold Schneider (Oper), Julia Jones (Orchester) und Adolphe Binder (Tanztheater) hervor. „Frau Abbrederis hat um Auflösung ihres Vertrages gebeten. Und das Schauspielhaus ist baulich in einem sehr guten Zustand“, sagte Nocke.