NS-Terror in Wuppertal: Die Barbarei in Bildern

Historiker Michael Okroy zeigte bislang kaum bekannte Foto-Dokumente aus der Nazizeit.

Wuppertal. „In aller Stille“ heißt es von Beisetzungen im kleinen Kreis. Am 14. Februar 1933 entfernten Arbeiter in aller Stille einen Schriftzug von einer Fassade auf Lichtscheid. Das Geschehen war nicht für die Augen der Öffentlichkeit bestimmt, denn was da entfernt wurde, war der Name des soeben von den Nazis abgesetzten Ministerpräsidenten Otto Braun. Ein Journalist erkannte die Bedeutung der Szene und fotografierte sie für die Barmer Zeitung.

Bald darauf schlug sich die Barbarei der Machthaber auch darin nieder, dass solche Ereignisse nicht mehr dokumentiert werden durften. Mit seinem Vortrag „Terror in Bildern“ beleuchtete der Historiker Michael Okroy am Dienstag im Engelshaus die stark begrenzten Möglichkeiten, das damalige Grauen in Bildern festzuhalten. Als Belege zeigte er „Fotografische Zeugnisse nationalsozialistischen Unrechts in Wuppertal 1933-1943“.

Was Okroy an Dokumenten präsentierte, stammte nicht nur von Pressefotografen. Eine junge Drogistin, Annemarie Linnerz, war es, der am 8. März 1933 zwei durchaus spektakuläre Aufnahmen gelangen. Die eine zeigt die Fahnenverbrennung auf dem Rathausvorplatz in Barmen durch Angehörige der NSDAP, SA und SS. Im anderen Fall ist die Zerstörung von KPD-Symbolen durch SA-Angehörige am selben Ort dokumentiert. Die Schergen, die sich am fremden Eigentum vergreifen, lachen siegessicher in die Kamera.

Linnerz war es auch, die zwei Tage später eine Boykottaktion gegen die Barmer Filiale des Warenhaus Leonhard Tietz auf dem Werth fotografierte. Das Bild zeigt die Handschrift des Amateurs und lässt in seiner Flüchtigkeit auch erkennen, dass keine Zeit für eine wohldosierte Komposition zur Verfügung stand. In der Hast schlägt sich die Dramatik nieder.

Wenn Okroys Vortrag 1943 endete, so war das der Dokumentenlage geschuldet. Die letzten Bilder zeigten den Abtransport von Sinti und Roma aus dem Bergischen — Männer, Frauen und Kinder, denen der Tod im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau bevorstand. Die kühle Sachlichkeit, mit der diese Menschen aus ihrem Leben gerissen wurden, erschüttert mehr als jede offenkundige Brutalität.