Obdachlose: Für manchen ist die Kälte eine tödliche Gefahr

Vier Streetworker suchen in Wuppertal nach Obdachlosen und bringen sie in die Notunterkünfte.

Wuppertal. 18 bis 25 Menschen leben in Wuppertal auf der Straße. Sie halten sich rund um den Döppersberg, am Neptunbrunnen oder an wechselnden Orten in der Nordstadt auf. Manchmal schlafen sie in Tiefgaragen, Lüftungsschächten oder in geschützten Hauseingängen. Etwa 45 Menschen waren im vergangenen Jahr mit Unterbrechungen wohnungslos. Übergangsweise sind sie immer mal wieder für ein paar Tage bei Freunden oder Verwandten untergekommen. Die meisten Betroffenen sind Männer.

Für die Wohnungslosen sind die klirrenden Minusgrade eine große Gefahr: „Für jemanden der volltrunken ist, wird es schon ab einer Außentemperatur von 10 Grad plus gefährlich“, weiß Werner Reschke, Leiter der Beratungsstelle für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten (ZBS) der Diakonie. 2010 forderte die eisige Kälte ein Opfer: An der Schwelmer Straße wurde ein toter Obdachloser aufgefunden — er war vermutlich erfroren.

Bei den aktuellen eisigen Temperaturen drehen die vier Streetworker, die sich in der Stadt um die Obdachlosen kümmern, abends eine Extra-Runde und suchen die bekannten Schlafplätze auf. Sollte jemand noch nicht den Weg in eine der Notschlafstellen gefunden haben, wird er dort hin gebracht. Notfalls auch gegen den eigenen Willen: „Wenn wir das Gefühl haben, jemand ist in Lebensgefahr, dann schalten wir auch die Polizei ein“, sagt Reschke. Schlafsäcke werden derzeit ganz bewusst nicht ausgeteilt. „Dann würden sich die Betroffenen fälschlicherweise sicher fühlen und draußen bleiben.“ Die Notunterkünfte werden bei der Kälte extra zwei Stunden früher um 16 Uhr geöffnet. Reschkes Bitte an die Bevölkerung: „Wenn den Bürgern jemand auffällt, der sich auch nachts draußen aufhält, sollten sie sich unbedingt bei uns melden.“ (Ruf: 97444401)

800 Personen kommen pro Jahr zur Beratungsstelle — nicht alle von ihnen sind obdachlos, sie haben aber Probleme mit der Wohnung oder mit ihrer Existenz. Bei der Notschlafstelle für Männer an der Friedrich-Ebert-Straße 180 (20 Plätze) gab es 2011 zirka 1720 Übernachtungen.