Musikgeschichte Orgelwanderung in Wuppertal bot Kontrast zum Vatertag

Wuppertal · Organist ließ vor 100 Zuhörern die Königinnen der Instrumente erklingen.

Pfarrer Holger Pyka als Jakob Engelbert Teschemacher und Torsten Pech (r.) nannten viele Details zu den Geschichten der Orgeln.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Mehr als 100 Zuschauer nahmen am Donnerstag an der Orgelwanderung unter dem Motto „Auf den Spuren Teschemachers“ teil. Sie startete mit einem Orgelkonzert in der St. Michael Kirche; von da ging es am Teschemacher Hof vorbei zur Philippuskirche, in der die kleinste Orgel des Wuppertaler Orgelbauers Jakob Engelbert Teschemacher steht. „Die Orgel ist handwerklich sehr verziert und sehr harmonisch gestimmt“, beschreibt Pfarrerin Karin Weber die 250 Jahre alte Kammerorgel. Sie ist sehr stolz darauf, dass sie noch so viel Historie besitzt. „Es ist ein ganz wertvolles, historisches Instrument“, sagt sie.

Organist Thorsten Pech bringt die Orgeln zum Klingen und zeigt die umfangreiche Klangvielfalt des Instruments. „Jede Orgel hat ihren Reiz“, sagt er. Die kleine Kammerorgel sei früher dazu erbaut worden, in einem Wohnzimmer Hausmusik zu machen und sei deshalb nicht mit einer großen Kirchenorgel zu vergleichen. Das hohe Alter des Instruments zeige, dass eine Orgel Jahrhunderte existieren kann, wenn sie gut gepflegt wird. Das zeuge von Qualität. „Sie erlaubt uns einen Blick auf längst vergangene Zeiten“, erklärt Thorsten Pech.

Dass die Orgelwanderung jedes Jahr an Christi Himmelfahrt stattfindet, ist kein Zufall. „Vor 15 Jahren war es noch viel mehr Tradition, dass die Väter am Vatertag mit ihrem Bollerwagen losziehen. Wir wollten das mal umdrehen und etwas Kulturelles tun“, erzählt der Organist. Während des Konzerts in der Philippuskirche erschien Teschemacher persönlich, gespielt von dem verkleideten Pfarrer Holger Pyka, und stellte sich im Biedermeier-Kostüm den Fragen Pechs. So lernten die Zuschauer, dass sogar Goethe einmal Wuppertal besucht hat und erfuhren, dass die Orgel damals für die Familie Von der Heydt erbaut wurde.

Pech beschreibt den Klang als „weich und dunkel bis silbrig, aber nicht schreiend“. Mit der Resonanz ist Thorsten Pech sehr zufrieden. „Es war eine sehr homogene, interessierte Gruppe. Viele sind echte Orgelfans, die die Instrumente der Stadt erleben wollen“, sagt er. Besonders gefreut habe ihn die Teilnahme vieler Kinder aus den Kinderkonzerten. „Es ist schön, dass die Kinder ein Gefühl dafür entwickeln, dass Orgelmusik etwas Wunderbares ist“, sagt Pech. Die Orgelwanderung endete in dem Gemeindezentrum Uellendahl mit einem weiteren Orgelkonzert.

Die Planung für die Wanderung beginne jeweils ein bis anderthalb Jahre im Voraus. Eine Führung zu den Teschemacher Orgeln habe es aber noch nie gegeben. Jochen Streiter war zum zweiten Mal dabei. „Das war ein sehr gelungenes Konzert“, sagt er.