Ostern: Wuppertals Hirten über das Fest der Hoffnung

Im WZ-Interview sprechen Wuppertals oberste Hirten - Superintendentin Ilka Federschmidt und Stadtdechant Bruno Kurth - über die Auferstehung und die Bedeutung des Osterfestes in der heutigen Zeit.

Frau Federschmidt, Herr Kurth, was bedeutet Ostern für Sie?

Ilka Federschmidt: Ostern ist ein Hoffnungsfest. Die Hoffnung darauf, dass die Liebe und Gerechtigkeit Gottes stärker sind als der Tod. Durch Ostern bekommt mein eigenes Leben und die ganze Welt einen neuen Horizont. Dahinter steht die Verheißung, dass wahr werden wird, wofür Jesus gelebt hat und gestorben ist: Das Leben, das Gott schenkt, umgibt uns und wartet auf uns alle.
Bruno Kurth: Ich sehe Ostern als Wende der Geschichte in der Welt. Ostern ist für mich der Grund zu glauben, dass das Leben mehr Zukunft hat als der Tod. Ohne Ostern gäbe es keinen christlichen Glauben, keine Kirche und es gäbe mich nicht als Christen. Ostern ist für mich Geschenk und Herausforderung Gottes zugleich. Wir müssen diese Wende in unser Leben hereinlassen, uns vom Licht Christi erleuchten und leiten lassen.

Wie verbringen Sie die Ostertage?

Federschmidt: Ich bin im Familiengottesdienst mit meiner Gemeinde, den ich sonst mitgestaltet habe. Die Osterbotschaft wird verkündet und gespielt. Hinterher gibt es einen gemeinsamen Osterbrunch. Danach wird es mit Eltern und Geschwistern familiär. Sogar meine erwachsenen Kinder bestehen noch auf die traditionelle Ostereiersuche im Garten.
Kurth: Ich verbringe viel Zeit in der Kirche. Wir feiern intensive Liturgie, die mit dem Abendmahl an Gründonnerstag beginnt und in der Osternacht endet. Viele Gemeinden feiern in der Nacht, in St. Laurentius ist die Auferstehungsfeier morgens um 6 Uhr. Danach gibt es ein Osterfrühstück in den Gemeinden. Wenn dann noch Zeit ist, fahre ich auch zur Familie.

Apropos Auferstehung. Wissen die Wuppertaler noch, was Ostern bedeutet und glauben sie an die Auferstehung?

Federschmidt: Ostern sind die Kirchen voll. Die aktive Gemeinde weiß um die Bedeutung und die meisten glauben an die Auferstehung Jesu.
Kurth: Die meisten Wuppertaler wissen, dass Ostern mit der Auferstehung zu tun hat.
Federschmidt: Es gibt aber auch Menschen, die tun sich schwer damit, an die Auferstehung Jesu und an ihre eigene zu glauben. Einerseits wollen sie daran glauben, weil es ihnen Hoffnung gibt. Andererseits bringen sie das manchmal schwer mit der Realität in Einklang. Die Teilnahme an den Ostergottesdiensten ist für die meisten viel bewusster als die an Weihnachten.

Die Karfreitagsprozession der italienischen Gemeinde ist ein Publikumsmagnet. Braucht Kirche solche Attraktionen, um zukunftsfähig zu sein?

Kurth: Leiden, Sterben, Tod Jesu lassen sich so gut darstellen. Die Prozession ist ein Spektakel, es gibt etwas anzuschauen. Für die Akteure der italienischen Mission ist es auch ein Anliegen, ein Glaubensbekenntniss abzulegen. Viele beten dabei. Andere laufen nur mit oder gucken — mal gleichgültig, mal fasziniert. Das war damals in Jerusalem auch nicht anders. Die Prozession ist ein großartiges Bekenntnis des Glaubens und eine Bereicherung des christlichen Lebens in Wuppertal.
Federschmidt: Für viele hat das etwas stark Emotionales. Der Zuschauer bekommt eine Ahnung davon, was das bedeutet haben mag, dass Jesus diesen Weg für uns gegangen ist. Das zu sehen, ist eindrücklicher als es nur zu hören. Karfreitag ist aber in unserer Kirche die Predigt besonders wichtig. Die Menschen wollen ausgelegt bekommen, warum Jesus eigentlich diesen Weg gegangen ist.

Und wird Kirche dadurch zukunftsfähig?

Kurth: Das ist der Kern von Ostern: Wir feiern, dass Gott uns in Christus eine Zukunft schenkt. Die hängt eben nicht von der Kirche selbst ab. Deshalb haben die Christen viel früher Ostern gefeiert als Weihnachten. Würden wir aufhören, Ostern zu feiern und zu glauben, dann würden wir uns dieser Zukunft berauben.
Federschmidt: Wir brauchen nicht mehr spektakuläre Aktionen. Es hätte alles kein Gewicht ohne die zentrale Botschaft der Ostergeschichte und das Erlebnis der Gemeinschaft im Gottesdienst.

Was ist ihre persönliche Osterbotschaft für die Stadt?

Kurth: Für die Zukunft der Stadt wünsche ich mit einem Gruß des auferstandenen Christus: Friede sei mit Euch. Ostern steht dafür, dass es weiterhin ein friedliches Zusammenleben aller Menschen geben soll. Unser Auftrag, die Sendung des Auferstandenen ist es, dafür zu sorgen, dass möglichst viele Menschen daran mitwirken.