Konzert Ovationen für die Werk-Auswahl in der Stadthalle
Wuppertal · Sinfoniekonzert unter dem Dirigat von Ariane Matiakh im Zeichen weniger bekannter Stücke.
In Wuppertal gab es einmal Zeiten, als die Redensart „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ fest in den Köpfen der Musikfreunde verankert war. Viele besuchten nämlich keine Konzerte, wenn für sie das Programm zu unpopulär war. Scheinbar hat sich etwas hin zum Positiven getan, ist das Wort Neugier ins Bewusstsein gelangt.
Denn als beim siebten städtischen Sinfoniekonzert ausschließlich Noten weitestgehend unbekannter Werke auf den Pulten lagen, war der Große Saal der Stadthalle erfreulich gut besucht. Und wenn anschließend das Publikum verdiente stehende Ovationen spendete, zeugte das von großer Anerkennung für die Musik und an deren Interpreten.
Vor etwa drei Jahren stand Ariane Matiakh schon einmal vor dem Sinfonieorchester Wuppertal und lieferte eine ausgezeichnete Visitenkarte ab. Nun war die künftige Generalmusikdirektorin der Staatskapelle und Oper Halle erneut zu Gast und hatte wesentlichen Anteil daran, dass die drei eher nur Insidern bekannten Werke sehr positiv aufgenommen wurden.
Denkt man an Antonín Dvořák, fällt einem sofort seine 9. Sinfonie mit dem Namen „Aus der Neuen Welt“ ein. Ganz selten werden seine spät entstandenen sinfonischen Dichtungen im Konzertleben aufgeführt, darunter das an diesem Vormittag präsentierte Opus 81 mit dem Titel „Die Mittagshexe“.
An diesem Kleinod kann sich in der Dirigentenriege die Spreu vom Weizen trennen. Denn um die ganz feinen Orchesterklangfarben, anhand derer musikalisch der Ablauf von anfangs einer Familienidylle hin zu ihrem tragischen Ende ausgedrückt werden, durchhörbar zum Erklingen zu bringen, ist eine sehr sichere Stabführung wie die von Ariane Matiakh notwendig. Solche Nuancen kamen einwandfrei von der Bühne und waren somit für ein großes Hörerlebnis zuständig.
Alexander von Zemlinskys Schaffen ist reichhaltig. Es wird leider nur nicht oft zum Erklingen gebracht. Warum? Tja, liegt es daran, dass der Österreicher Ende 1938, nach dem „Anschluss“ seines Heimatlandes, unter anderem wegen der jüdisch-muslimischen Herkunft seiner Mutter in die USA auswanderte, seitdem unter einer schweren Nervenkrankheit litt, 1942 starb? Vielen Musikern erging es während dieser Zeit ähnlich, und sie gerieten deswegen zu Unrecht in Vergessenheit.
Alexander von Zemlinskys zweite Sinfonie in B-Dur, ein Frühwerk, sollte auf jeden Fall wieder zum Orchesterrepertoire gehören. Denn dieses Werk, das getrost als Hommage an seinen Mentor Johannes Brahms bezeichnet werden kann, ist mit seiner tradierten Form absolut ausgereift. Auch hier spielten die städtischen Sinfoniker kraft Matiakhs präzisen, um- und weitsichtigen Anweisungen erstklassig auf. Sehr kultiviert laute wie weiche leise Passagen, meisterhaft herausgearbeitete solistische Abschnitte oder eine dramatische Gestaltung der musikalischen Linien waren wesentliche Merkmale für diese packende Aufführung.
Posaunist Frederic Belli
verdiente sich Bravo-Rufe
Bravo-Rufe waren das Resultat von Frederic Bellis Auftritt, einer der Soloposaunisten des SWR Symphonieorchesters.
Ist der Name Gunnar de Frumerie noch nie zu Ohren gekommen? Ist nicht schlimm, sogar verständlich. Denn der 1987 verstorbene schwedische Komponist hinterließ nur ein kleines Oeuvre. Vielleicht kennen wenige seine „Pastoral-Suite“. Posaunisten kennen natürlich sein Posaunenkonzert, das aus einem Werk für Cello hervorging.
Vom Orchester sehr feinfühlig begleitet, ließ Frederic Bellis Vortagskunst keine Wünsche offen. Eine variable Tongebung vom lyrischen Piano bis hin zum gewaltigen Forte, hohe Virtuosität selbst in den hohen Lagen und sein Aufbau von großen Spannungsbögen schlugen in Bann. Zu einer Zugabe hätte er sich bestimmt bereit erklären lassen, wenn der Applaus noch ein wenig länger gedauert hätte.