Pfeffer- und Salzstreuer im Überfluss
Mehr als 450 Pärchen hat Hans-Hermann Lücke bereits gesammelt.
Barmen. Jeden Morgen könnte sich Hans-Hermann Lücke ein anderes Paar Pfeffer- und Salzstreuer auf seinen Esstisch stellen. Ein ganzes Jahr lang. Und dann hätte er immer noch ein paar neue Varianten in petto. Mehr als 450 Pärchen — also 900 Streuer — umfasst die Sammlung des Barmer Bezirksbürgermeisters. „Eigentlich habe ich die von meiner Tochter und meiner Frau übernommen“, sagt der 69-Jährige, der in Barmen eine Werbeagentur betreibt. Mittlerweile, räumt er ein, seien die Streuer aber sein Steckenpferd geworden.
Wuppertaler
Sammlerstücke
„Das erste Paar hat mein Bruder mitgebracht“, erzählt er und greift sich zwei Eulen aus der Vitrine. „Aus Athen“, sagt Lücke. Wie passend. Freunde sahen das dann auf dem Lücke’schen Tisch — und brachten beim nächsten Besuch ein weiteres Paar mit. „Und so ging das immer weiter“, erinnert sich Lücke. Wobei, wie er zugibt, er selbst auch einen großen Teil beigesteuert hat. Aus Urlauben, von Ausflügen oder von Einkaufstouren stammen die Streuer.
Zwei volle Vitrinen sind es mittlerweile. Platz für alle gibt es nicht, einige Paare wurden bereits in den Keller ausgelagert. Der Großteil der Exemplare, das wird schon bei einem flüchtigen Blick deutlich, ist Tieren nachempfunden und aus Porzellan. Das einzige hölzerne Exemplar führt ein Außenseiterdasein.
Zu praktisch jedem Paar kann er eine Anekdote erzählen. Die beiden Nilpferde zum Beispiel stammen aus den 1980er-Jahren, als der Club der Nilpferdfreunde Deutschlands seine Jahreshauptversammlung in der Wuppertaler VHS abhielt. Lücke erinnert sich noch an den Promi-Auflauf, denn Mitglieder des Vereins waren damals unter anderem Rita Süssmuth und Hans-Dietrich Genscher. „Und Gerd Simoneit-Barum, ein großer Freund unserer Stadt und übrigens der einzige in diesem Club, der wirklich ein Nilpferd hatte.“
Dann wird der Sammler zum Quizmaster. „Raten Sie mal, was das für ein Tier ist?“, sagt er und zeigt auf ein aufwändig gearbeitetes Pärchen in hellem Rosa. „Eine Schlange vielleicht?“ Lücke lacht. „Nicht ganz. Wattwürmer“, löst er auf.
Seine Lieblingsexemplare sind dagegen einfach zu identifizieren. Ein Frosch und eine Fledermaus. „Die stammen vom Weihnachtsmarkt auf Schloss Grünewald. Ausgesucht hat sie meine Tochter“, erinnert er sich.
Auch humorige Exemplare dürfen nicht fehlen. Den Hund (Salz), der an den Hydranten (Pfeffer) pinkelt, gibt es gleich in zwei Versionen. Daneben rettet King Kong die weiße Frau oder ein anderer Hund lauscht dem Grammophon-trichter — das berühmte Motiv von „His Master’s Voice“.
Da kommt schon einiges zusammen, erzählt Lücke, auch, was die Ausgaben angeht, wie er schmunzelnd anfügt. Zum Glück gebe es nicht mehr so häufig Pfeffer- und Salzstreuer in den Auslagen. „Früher lagen die praktisch überall.“
Während Besucher laut Lücke immer ganz beeindruckt von der Sammlung seien, ist Heidi Prinz, die seit 17 Jahren im Haushalt des 69-Jährigen hilft, ein nicht ganz so großer Fan. „Die sind ja schon ganz schön anzuschauen“, sagt sie lachend. Vor allem die exotischen Tiere. Aber alle zwei Jahre sei sie mit Abstauben dran. „Und das zieht sich bei mehreren hundert Paaren.“