Kolumne Pinguin und Löwe stellen Altersrekorde im Zoo auf
Zoo-Tierärztin Dr. Lisa Grund berichtet von ihrer Arbeit.
Viele Tierarten haben in Menschenhand eine höhere Lebenserwartung als in der Wildbahn. Die Abwesenheit von Fressfeinden, ein zuverlässiges Nahrungsangebot und die tiermedizinische Versorgung sind Sicherheiten, die die Natur nicht zu bieten hat. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Individuum im Zoo sehr alt wird, wie unser mindestens 46-jähriger Königspinguin „Oma“. Die Betreuung von alten Tieren im Zoo beinhaltet gleichwohl einige Herausforderungen, denn die meisten nicht-domestizierten Tierarten verstecken körperliche Schwächen und Leiden instinktiv, solange sie können. Das Gangbild oder die körperliche Konstitution eines Tieres können sich so subtil und langsam verändern, dass es im täglichen Geschehen kaum auffällt. Das stellt das Tierpflegepersonal und die Veterinärmedizin vor Herausforderungen.
Für viele alte Tiere mit bekannten Beschwerden wie Gelenks-Arthrose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden daher tägliche Tabellen geführt, in denen das allgemeine Verhalten, der Appetit, die Interaktion mit Artgenossen und die Bewegungslust bewertet werden. So kann beispielsweise verglichen werden, ob sich bei der 17-jährigen Löwin „Maisha“ die Beweglichkeit durch eine Schmerzmittelgabe wirklich verbessert. Besonders hilfreich ist es auch, wenn zum Beispiel der Königspinguin regelmäßig gewogen wird, um beurteilen zu können, ob es sich um eine normale Gewichtsschwankung während der Mauser handelt, oder ob das Tier insgesamt abbaut.
Jede Information trägt zum besseren Verständnis des Tieres bei, und hilft uns bei der objektiven Einschätzung der Lage. Denn so sehr wir uns über Altersrekorde unserer Tiere freuen – leiden soll bei uns niemand.