Tierrettung Igelstation verhilft mehr als 400 Tieren zum Winterspeck

Elberfeld. · Derzeit haben die freiwilligen Helfer im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Der Klimawandel macht sich auch bei den stacheligen Tieren bemerkbar, die in den vergangenen Jahren immer weniger Futter vorfinden.

 Hannah Mönch – hier mit Igel Elfi auf der Hand – hat mit ihren Kollegen allein in diesem Jahr schon mehr als 400 Tiere aufgepäppelt.

Hannah Mönch – hier mit Igel Elfi auf der Hand – hat mit ihren Kollegen allein in diesem Jahr schon mehr als 400 Tiere aufgepäppelt.

Foto: Fischer, Andreas

Die Wuppertaler Igelstation hat zurzeit alle Hände voll zu tun. Bislang hat sich der Verein um fast 440 Igel gekümmert. „Dieses Jahr haben wir eine Zahl erreicht: so viele waren es noch nie“, sagt Monika Thomas, seit 15 Jahren Leiterin der Igelstation. Bereits im Oktober hätten sie so viele Igel wie im Vorjahr betreut. Vor zwei Wochen verhängten sie einen Aufnahmestopp, weil sie keine Igel mehr aufnehmen konnten. In den Räumen an der Friedrich-Ebert-Straße päppelt der Verein Netzwerk Igel derzeit 130 Igel auf, die untergewichtig sind. Mehr als 300 konnten schon ausgewildert werden. „Die meisten wiegen nur 200 bis 300 Gramm, wenn sie zu uns kommen“, sagt Thomas. Um den Winterschlaf machen zu können, muss ihr Gewicht über 600 Gramm liegen.

Die unter Naturschutz stehenden Tiere bekommen zu wenig Nahrung – und das seit Jahren. Eine Folge des Klimawandels. „Die Jahre sind zu trocken. Die Erde ist so hart und trocken, dass die Tiere, die ein Igel frisst, kaum vorhanden sind“, sagt Thomas. Insgesamt seien die Igel schlecht durch die Jahre gekommen. Die Winter waren häufig zu warm, so dass die Tiere nicht durchgehend schlafen, der Körper mehr zehre und sie nicht mehr so gestärkt aus dem Winterschlaf kämen, berichtet Thomas. Seit 2018 bekommt das die Igelstation direkt zu spüren. „Wir haben kleine Igelchen an der Zitze verhungern sehen, weil die Mutter nicht genug Milch hatte“, sagt sie. In der freien Natur lässt eine Igelmutter ihre Jungen dann zurück.

Aufmerksam sollte man werden, wenn man einen Igel tagsüber herumlaufen sieht. „Das ist ein Notfall“, sagt die 74-Jährige. Normalerweise müssten sich die Tiere im Dezember zurückgezogen haben, aber viele kleine Igel hätten nicht genug Winterfett angesetzt. Zugleich gehe auch der Lebensraum der Igel verloren.

Der Verein sucht Menschen,
die Igel bei sich aufnehmen

Die Tiere fühlen sich nach Angaben des Vereins Pro Igel in Wiesen- und Weidengebieten mit vielen Sträuchern wohl. Doch dieser Lebensraum wird immer weiter eingeschränkt, sodass die Igelpopulation in Europa sinkt. „Es wird alles zugepflastert oder Laub wird weggepustet. Die Tiere verlieren dabei ihr Winternest“, sagt Thomas. Wenn man einen Igel findet, soll man ihn zuerst wiegen. Wenn der Igel zu leicht ist, kann man sich an Netzwerk Igel wenden.

Zurzeit sucht der Verein noch Menschen, die bereit sind, einen Igel zu überwintern. „Für das ‚betreute Wohnen‘ bietet sich ein Gehege oder eine Winterkiste an“, sagt Thomas. Denn die Tiere dürften nicht abhauen können. Außerdem müsse der Schlafplatz frei von Frost sein – genauso wie ein Nest, das sich der Igel bauen würde. Nach dem Winterschlaf kann man Igel ab April oder Mail in den Garten integrieren. Um Gärten igelfreundlich zu gestalten, sollte wenigstens eine Ecke verwildert sein, rät Thomas. Es helfe auch naturnahe Gehölze anzupflanzen, Holz aufzuhäufeln und Laub unter die Büsche zu legen, um die Nahrungskette für die Igel zu fördern. Zusätzlich könne man Wasser aufstellen und eine Futterstelle anbieten. „Igel essen Katzenfutter“, sagt Thomas. Wenn es friere, solle man auf Igeltrockenfutter umsteigen.