Plädoyer für eine Bildung mit Werten

Prof. Roy Sommer sprach in der Vortragsreihe Unital über den Wandel der Bildungskonzepte.

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Eine Lanze für richtig verstandene Bildung brach Roy Sommer, Professor für Anglistik und Amerikanistik an der Universität bei seinem Vortrag im Rahmen der Reihe „Unital“. „Wissen wollen — Bildung für die Gesellschaft morgen“ war der Titel seines Vortrags.

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Er stellte „wissen“ (mit kleinem „w“) als kurzfristiges Aufnehmen von Fakten, zum Beispiel aus der Internet-Enzyklopädie, dem „Wissen“ (mit großem W) gegenüber, das auch Zusammenhänge und Werte umfasst und nur mit Aufwand erworben werden kann.

Welche Werte das sein können, müsse jede Generation neu bestimmen. Er nannte Beispiele, die die Veränderung von Werten sichtbar machen: Fürchteten Ende der 90er Jahre noch viele den „Überwachungsstaat“, habe sich heute ein Großteil der Gesellschaft abgefunden, dass zahlreiche Informationen gesammelt werden: „Wir haben es akzeptiert, weil es praktisch ist.“

Ebenso drohe die Gewöhnung an Veränderungen in der politischen Kommunikation, in der Propaganda bis zur Lüge hoffähig werde. Er mahnte: „Wir dürfen den Anspruch auf Glaubwürdigkeit nicht aufgeben.“ Und warnte: „Wer Politiker nicht mehr respektiert, verliert den Respekt vor sich selbst.“ Wahrheit von Lüge zu unterscheiden — dazu sei Bildung nötig. Bildung im Sinne des Wissens mit großem W. Bildung, wie sie im so genannten Bildungsbürgertum gepflegt werde und die auch Werte vermittle, etwa zum Umgang miteinander. Diese Bildung sei nicht steuerbar, sondern diene der Persönlichkeitsentwicklung. Er stellte dafür die Metapher der Flaschenpost vor: „Alle können etwas hineingeben, aber was und wo der Inhalte gelesen wird, ist nicht bestimmbar.“

Und damit wandte er sich gegen die aktuell vorherrschende Betrachtung der Bildung als messbar, wie sie etwa beim Pisa-Test vorherrsche. Bildung wie er sie verstehe, brauche Zeit, beinhalte Veränderungen in kleinen Schritten und gelinge nur gemeinsam. Dazu gehöre Neugier und Wissen wollen (mit großem W).

„Unital“ ist eine Vortragsreihe der Freunde und Alumni der Bergischen Universität (Fabu) und der Westdeutschen Zeitung mit der Evangelischen Citykirche. Nächster Termin: 27. September, 19.30 Uhr: „Kleine Moleküle retten die Welt - Chemie von gestern, heute und morgen“ von Stefan Kirsch (Organische Chemie).