Tourismus hängt auch vom Shoppingerlebnis ab
Die Zahl der Übernachtungsgäste in Wuppertal steigt langsam. Martin Bang sieht Potenzial in der Entwicklung der Innenstadt.
Die Zahl der Hotels in Wuppertal steigt — gerade wird an mehreren Stellen in der Stadt gebaut, um mehr Gäste einquartieren zu können. Die Frage nach dem Warum, wird dann gerne mit der zunehmenden Attraktivität Wuppertals begründet — nachdem die Nähe zu den Messestandorten Köln, Essen, Düsseldorf genannt wird.
Wuppertal hat tatsächlich steigende Gästezahlen. Das geht aus Daten des Statistikamtes der Stadt hervor. Zuletzt haben 231 590 Gäste hier 582 953 Nächte verbracht. Auch die Zahl der ausländischen Gäste steigt geringfügig im Vergleich der letzten Jahre (39 433 waren es 2017), wenn auch nicht die der Übernachtungen von Menschen aus dem Ausland (zuletzt 76 843). Die Zahl der Übernachtungen aber hat sich in den letzten Jahren kaum verändert und liegt seit 2012 konstant zwischen 2,4 und 2,5 Nächten.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass allein diese Zahl vor allem auf Messegäste hinweist. „Falsch“, meint Martin Bang, Geschäftsführer von Wuppertal Marketing. Denn Städte wie Berlin hätten geringe Zahlen. Die zwei bis drei Nächte seien eben genug Zeit für Touristen, um eine Stadt entdeckt zu haben. Städte seien keine Orte für Langzeiturlauber, das passe nicht zum Prinzip der Städtereise.
Gleichzeitig lässt sich das aber nicht sicher sagen. Die Gäste- und Übernachtungszahlen geben nämlich keinen Aufschluss darüber, aus welchem Grund Menschen gekommen sind — ob als Tourist oder Geschäftsreisende.
Touristen kämen aber vor allem wegen der Kultur, der Natur und wegen des Shoppings, sagt er — hier wie anderswo. Aber gerade bei letzterem sieht Bang in Wuppertal noch Nachholbedarf. Zwar sei das Luisenviertel „stark“, auch aus Touristensicht, aber gerade um den Döppersberg fehle ein klares „Einkaufsprofil“. Da fehlten etablierte Marken. Denn die gäben den Besuchern ein Gefühl von Standortqualität. Er wartet deswegen auf „ein klares Bild“ in Sachen Primark und FOC.
Auch Großereignisse wie eine mögliche Buga oder das Engelsjahr 2020 sind wichtig für Bang und den Tourismus in der Stadt. „So etwas bringt ein Schwungradprinzip mit sich, das katapultiert Städte in die Wahrnehmung“, sagt er. Deswegen hofft er auf eine Buga und freut sich auf das Engelsjahr.
Um die nutzen zu können, brauche es aber Vorlauf. Die Reiseunternehmer planen die Kataloge mindestens eineinhalb Jahre vorher. Allzu kurzfristige Entscheidungen sind daher aus Marketing-Sicht nicht glücklich.
Bang denkt da vor allem an Busreiseunternehmen. Denn die hätten Wuppertal schon auf dem Schirm. „Die nehmen immer mehr Städte ins Programm, die nicht Mainstream sind“, sagt er. Eben auch Wuppertal. Das sei eine große Chance. Denn im Tourismus komme eben auch die „Entdeckermentalität“ wieder. Die Leute wollen hinfahren, wo noch nicht jeder war.
Als Beispiel sagt er, dass im vergangenen Jahr etwa 700 Gäste auf einmal aus Neumünster gekommen seien. Das nehme deutlich zu. Allerdings, so Bang, hätten die Reisenden gern auch übernachtet. Die Kapazitäten hätten aber gefehlt. Daher sieht er die Hotelprojekte in der Stadt sehr positiv. Für den Tourismus, nicht nur wegen der Messen.