Provokantes zum Jubiläum

Bei der Festmesse der Kirche St. Mariä Empfängnis kritisierte Kardinal Joachim Meisner die Säkularisierung.

Vohwinkel. Ein klares Wort: "Lieber Herr Kardinal, den Blumenschmuck hat übrigens unsere evangelische Nachbargemeinde gestiftet." - Am Ende der festlichen Messe zum 100-jährigen Jubiläum der Kirche St. Mariä Empfängnis am vergangenen Sonntag konnte sich ihr katholischer Pfarrer Christoph Bersch nicht zurückhalten, den hohen christlichen Würdenträger über die Herkunft der auffälligen Rosengestecke vor dem Altar aufzuklären - und erntete dafür tosenden Beifall.

Zuvor hatte Joachim Meisner noch mit lauter Stimme die grundsätzliche Pflicht der Gemeindemitglieder zur Verschönerung ihres Gotteshauses betont und dabei lobende Worte für die aufwändige Pflanzenpracht gefunden. Angesichts dieses bunten Ausdrucks der traditionell engen Verbundenheit der beiden Konfessionsgruppen in Vohwinkel konnte sich der sonst so streitbare Kirchenmann ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Beim feierlichen Festhochamt, an dem über 800 Gläubige teilnahmen, war auch sonst der ökumenische Gedanke deutlich erkennbar. An der Messe nahmen neben dem Kölner Erzbischof und zahlreichen weiteren katholischen Würdenträgern, darunter der ehemalige Stadtdechant Bernhard Stodt, auch Superintendent Manfred Rekowski teil.

Zudem wurde die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart vom Kirchenchor St. Mariä Empfängnis zusammen mit der Heinrich-Schütz Kantorei gesungen. Joachim Meisner gratulierte der Gemeinde zum runden Geburtstag ihrer Kirche, die mit einer 100-jährigen Geschichte für die Konstanz der christlichen Tradition in einer langen und bewegten Geschichte stehe. Als zentraler Ort des Glaubens komme dem Gotteshaus eine wichtige Bedeutung zu, erklärte er.

Meisner, der gerade erst mit seiner Bezeichnung von nicht religiöser Kultur als "entartet" für heftige Diskussionen gesorgt hatte, zeigte sich auch bei seiner Predigt im Westen Wuppertals gewohnt provokant. Scharf kritisierte er die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft und sprach sich für das "unbedingte Lob Gottes" als oberste Handlungsmaxime aus. Nur der Glaube könne auch in Zukunft ein menschliches Zusammenleben garantieren, sagte der Erzbischof.

Weniger programmatisch überbrachte Manfred Rekowski beim anschließenden Empfang die Geburtstagsgrüße des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal. "Diese Kirche hat schwierige Zeiten erlebt und war für viele Menschen ein Ort des Trostes und des Mutes", erklärte der Superintendent, der vor diesem Hintergrund auch die vielen Gemeinsamkeiten der christlichen Konfessionen betonte.

Auch Oberbürgermeister Peter Jung sprach sich in Vohwinkel für eine lebendige Ökumene aus. "Angesichts der zahlreichen neuen Herausforderungen müssen wir als Christen in dieser Stadt zusammenstehen", sagte Jung abschließend.