Rauchverbot: Der blaue Dunst spaltet die Kneipenszene im Tal
Die Verschärfung des Gesetzes ab dem 1. Mai sorgt für heftige Diskussionen.
Wuppertal. Ab dem 1. Mai ist es soweit. Dann heißt es „Kippe aus“ - und zwar überall. Ob Eckkneipe hin oder her, das Bier gibt es nur noch rauchfrei, ohne grau Zone und ohne Ausnahme. Die WZ hat sich in der Wuppertaler Nachtszene umgehört.
Thomas Gallinger ist Mitarbeiter im Chili Royal am Ölberg. Eine typische Raucherkneipe, die durch ihren Charme bis jetzt überzeugt hat. Im Dämmerlicht und Rauchernebel sitzen die Besucher zufrieden und diskutieren über Gott und die Welt: Ein Bild, das es ab Mittwoch nicht mehr geben wird.
„Ein Stück Kneipenkultur geht verloren“, sagt Gallinger. „Wenn die Raucher nachts alle draußen stehen, gibt es nur Stress mit den Nachbarn.“ Denn hier geht der Kneipenbetrieb auch unter der Woche bis tief in die Nacht. Auch Kneipier Ingo Jeuter macht sich um seine „Minibar“ im Luisenviertel Sorgen: „Natürlich hat man Existenzängste.“ Auch er befürchtet Streit mit den Anwohnern. Aber ans Aus denkt er nicht.
Und wie sehen die Kneipengänger die Änderung? Raucher sowie Nichtraucher sind sich einig. Leonie Müllner beispielsweise sieht das Gesetz als Bevormundung: „Aus der Sicht eines Nichtrauchers kann ich getrost sagen: der Staat muss sich keine Sorgen um mich machen. Wenn mich der Rauch stören würde, würde ich mich schließlich nicht in die Kneipe setzen. Aber so muss ich nun befürchten, dass der Ort, der seit mehreren Jahren Platz für viele schöne Gespräche und lustige Abende bot, schließen muss.“ Thorben Wulff schließt sich der Meinung an: „Wir haben genug Nichtraucher-Kneipen und ich bin frei genug, die wenigen Raucherkneipen zu meiden, wenn ich es denn will.“
Michael Peters, überzeugter Nichtraucher, stellt die Frage: „Die Lösung mit den Raucherabteilen ist momentan doch eine gute. Warum belässt man es nicht dabei?“ Sein Sohn Nils denkt schon über die Folgen nach: „An verschiedenen Kneipen sieht man das Schild ,Homedrinking is killing Gastwirt’ — das wird wohl in nächster Zeit Programm sein, wenn die Leute nur noch Zuhause rauchen dürfen.“
Die Betreiber von Nichtraucher-Kneipenund Nichtraucher-Gaststätten hingegen begrüßen das Gesetz. So auch im Café du Congo. „Wir bieten tagsüber Gerichte an, abends die Nachtkneipe. Dieser Teil ist uns im letzten Jahr weggebrochen“, sagt Kneipier Achim Brand, der zudem Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Wuppertal ist. „Es fehlte in der Vergangenheit an Kontrollen, die schon beim letzten Gesetz versprochen wurden. Aber jetzt gelten überall die gleichen Voraussetzungen.“ Aus der Sicht des Sprechers der Dehoga befürchtet Brand eine Existenzbedrohung für die Eckkneipen.
Aber es geht auch anders, wie es die Betreiber des Zweisteins an der Aue zeigen. Seit mehreren Jahren ist hier „Qualmen verboten“. Ilka Lancelle findet die Diskussion sehr ermüdend: „Es geht hier besonders um den Arbeitnehmerschutz. Das darf man nicht vergessen.“ Keinen ihrer Gäste habe sie nach der Umstellung verloren. „Ich kann nur alle ermutigen. Bei uns klappt es super. Sogar die Raucher haben uns gutes Feedback gegeben.“