Kultur Reflektieren im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden

Wuppertal · Bei den Philosophischen Spaziergängen.

Kunstvermittler Maximilian Brücher im Skulpturenpark.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Das Besucherprogramm des Wuppertaler Skulpturenparks ist breit aufgestellt. Es gibt Führungen für Groß und Klein, Führungen zu Wechselausstellungen und übergreifenden Themen. Ein weiterer Mosaikstein sind die Philosophischen Spaziergänge, die 2022 ins Leben gerufen wurden. „Der Skulpturenpark Waldfrieden ist zum Denken hervorragend geeignet“, sagt Maximilian Brücher. Ganz im Sinne von Skulpturenpark-Gründer Tony Cragg soll die Präsentation von Kunst unter freiem Himmel gleichermaßen zum Betrachten wie Reflektieren anregen.

Als Guide lädt Brücher drei Mal im Jahr Besucher dazu ein, ausgewählte Exponate zu betrachten – und sich auf Grundlage philosophischer Fragestellungen darüber auszutauschen. Der „philosophierende Kunstvermittler“, den man sonst als stellvertretenden Geschäftsführer des Skulpturenparks kennt, spricht von einem Experiment. Die Stationen der Spaziergänge legt er vorab fest, aber „es gibt kein Skript“.

Statt bloß das eigene Wissen weiterzugeben, sucht er das Gespräch mit den Besuchergruppen. Zum Einstieg stellt er gern die Frage: „Warum sind Sie hier?“ Denn die Erwartungen an einen Philosophischen Spaziergang sind erfahrungsgemäß verschieden. Während die einen nur schauen und zuhören wollen, haben sich andere bereits Gedanken gemacht, die sie einbringen möchten. Solange es nicht den Rahmen des 90-minütigen Spaziergangs überschreitet, sind lebendige Diskussionen willkommen. Besonders freue er sich über Sichtweisen, auf die er selbst noch nicht gekommen sei, so Brücher.

Für ihn ist der Philosophische Spaziergang eine „Praxis im Hier und Jetzt“. Deshalb verzichtet er inzwischen darauf, Texte von Philosophen vorzutragen. Eine Einleitung mit einem kurzen Zitat erfülle den Zweck viel besser. Jeder Spaziergang konzentriert sich auf wenige Werke, um dem Gespräch genügend Raum zu geben. Thomas Schüttes „Mann mit Fahne“ nennt Brücher als Beispiel für eine Skulptur, an der Betrachter immer wieder neue Facetten entdecken. Schon weil die Figur so gar nicht dem Klischee des Fahnenschwenkers entspricht, der einer Menschenmenge vorangeht oder Orientierung bietet.

Oft sind es auch die ausgestellten Künstler, die an philosophische Themen anknüpfen. So ist es auch bei der aktuellen Wechselausstellung: Neben Berta Fischer wird der Brite Eduardo Paolozzi zum 100. Geburtstag mit einer Werkschau geehrt. Der Grafiker und Bildhauer hat sich in seinen Arbeiten explizit mit dem Sprachphilosophen Ludwig Wittgenstein auseinandergesetzt. Wittgenstein gehört wiederum zu den Favoriten des Kunstvermittlers Brücher – und so wird auch der nächste Philosophische Spaziergang die Verbindungslinien aufzeigen. Die Paolozzis Kunst gewidmete Führung findet am Sonntag, 22. September, ab 11.15 Uhr statt. Interessierte melden sich an unter mail@skulpturenpark-
waldfrieden.de oder 0202-47898120. Weitere Infos unter