Ausstellung Farbgewaltig und scheinbar unvereinbar
Regina Künzler und Ulrike Riemer bestreiten die neue BKG-Ausstellung.
Ein gelber Streifen flackert am Horizont auf, durchbricht grell die düstere Landschaft. Das Bild von Ulrike Riemer ist Ausgangspunkt für eine Collage von Regina Künzler: Sie zeigt eine Frau, die den Betrachter auffordernd aus großen Augen anschaut. Künzler wählte bewusst ähnliche Farben, stellte so einen Sinnzusammenhang zwischen beiden Werken her. Und kam auf die Idee, der mit Ulrike Riemer geplanten Schau den Titel „Scheinbar ..... unvereinbar“ zu geben. Seit Sonntag stellen die beiden Wuppertaler Künstlerinnen in der Galerie der Bergischen Kunstgenossenschaft (BKG) in der Hofaue aus. Laden zum Vergleich ein.
27 meist großformatige und farbenfrohe Bilder haben die beiden Künstlerinnen an den Wänden der Galerie aufgehängt, die bereits bei der Vernissage großes Interesse der Besucher weckten. Mittendrin ein glücklicher BKG-Vorsitzender Harald Novoczin, der die neue Doppelausstellung eröffnete, und eine fachkundige Expertin Jutta Höfel, die ins Werk der beiden Malerinnen einführte.
Regina Künzlers Themen sind die Vergänglichkeit des Moments, von Sein und Schönheit. „Ich liebe erotische Bilder, will diese aber aus Sicht der Frauen und nicht mit dem voyeuristischen Blick der Männer darstellen“, erklärt sie. So greift sie mit ihrem knienden Halbakt zwar eine beliebte Haltung der Pin-up-Girls auf, stellt aber „deren auf bloße Verlockung angelegte Körperlichkeit in Frage“, so Höfel. Künzlers Frauengesichter vermitteln „den Eindruck von Stärke, manchmal auch Aggression im Ausdruck von Augen und Mund, in ihrer Hervorhebung durch Kosmetik“. Die Künstlerin erstellt vielschichtige Bilder. Sie malt mit Ölfarbe und Rost (Material der Vergänglichkeit) oder zeichnet mit schwarzem Stift, klebt Papiere oder Tapeten drüber, die sie bewusst einreißt, schreibt Zitate (Beispiel.: „I’m the toughest girl I know“) ins Bild, dekoriert ihre Personen mit Perlen oder Strass. Ihre Kompositionen, so Höfel, ziehen in das „witzig-ernste Spiel von Enthüllen und Verstecken, von Vorstoß und Rückzug, von Engelhaftem und Dämonischem“ hinein.
Der Betrachter vergleicht
und entscheidet selbst
Ulrike Riemer geht ohne festes Konzept, aber mit fester Farbauswahl zu Werke. „Das Bild entsteht beim Malen“, erzählt sie und deutet auf ihren „Torso in Flammen“, den sie beim Malen gedreht habe. Bei der BKG zeigt sie Herbstimpressionen, aus „dunklem Boden, kühl grünspanigem Tann und wolkigem Hang“, so Höfel, aber auch glühend rote Lava, die sich ins Meer ergießt, giftigen, orange-roten Regen, der die Leinwand hinabtropft, oder schwarz-blaues, wild verästeltes „Inferno“. „Ich male sonst eher transparent. Aber jetzt wollte ich was anders machen“, sagt Riemer zu ihren Landschaften, die in der äußeren und der inneren Welt der Betrachter zu Hause sind.
Der hat nun noch bis 18. November Zeit, um sich die Bilder bei der BKG anzuschauen, zu vergleichen und selbst zu entscheiden, wo Gemeinsamkeiten und Unvereinbarkeiten liegen.
»Öffnungszeiten: samstags und sonntags, 14 bis 17 Uhr, Hofaue 55 (drittes Obergschoss im hinteren Gebäude).