Risiken und Nebenwirkungen

Im nächsten Jahr ist es wieder soweit. Wir wählen einen Oberbürgermeister. Da lacht das Kinderherz, denn dann gibt es wieder überall in der Stadt bunte Schirme, unter denen freundliche Wahlhelfer jede Menge süße Lutscher, Kugelschreiber und Luftballons verteilen.

Und die Eltern stärken sich mit Mettbrötchen und Freibier vor dem Urnengang.

Allerdings nicht umsonst, denn die Erwachsenen müssen sich dafür anhören, was der künftige OB-Kandidat für tolle Sachen vorhat. Das ist schon ein hoher Preis. Nun haben sicher nicht alle Bürger positive Erinnerungen an frühere Wahlen. Wobei Wahlen vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist, dann einst knobelte man bei einer Runde Rotwein nicht nur die Kandidaten, sondern auch gleich die entsprechenden Fördergelder aus. Das funktioniert heute nicht mehr so gut. Während in den goldenen Zeiten unsere Stadt noch mit riesigen Wahlplakaten in Hochglanzformat tapeziert wurde, werden diesmal muntere Rentner in Heimarbeit die Plakate malen.

Es kann durchaus mal vorkommen, dass das Konterfei eines Wuppertaler Kandidaten auf dem Wahlplakat ganz anders aussieht als real. Wir nennen das eben künstlerische Freiheit und erhöhen so den Spaß am Wählen. Wer sind denn nun die Kandidaten? Klar, Herr Jung röhrt als Platzhirsch für die CDU. Er so schöne Sätze geprägt wie: "Erfolge habe man in letzter Zeit zum Beispiel bei der Standortentwicklung und der Betreuung der Unter-Dreijährigen erzielt!"

Nun leben aber gar nicht so viele Unter-Dreijährige in Wuppertal. Die meisten sind längst den Kinderschuhen entwachsen hätten lieber eine warme Mahlzeit. Andere sind noch etwas älter und würden gerne die Hauptschule in Cronenberg besuchen. Und die noch sehr viel älteren sehnen ihren Kohleofen zurück, weil sie sich das Gas der WSW nicht mehr leisten können. Aber für all diese Zwecke ist keine Kohle mehr da.

Für die gebeutelte SPD schmeißt Dietmar Bell seinen Hut in den Ring. "And when the bell rings", munkelt man, wird es eng für die Konkurrenz. "Wir sind personell besser aufgestellt", ruft er in das Wählertief, in welchem sich auch die Wuppertaler Sozialdemokraten befinden. Ein richtiges Programm wird man erst kurz vor der Wahl aus den Schuhen zaubern. "Das ist die beste Kandidatur, die wir uns vorstellen können", formuliert Vize Herkenberg ins Tal der Prognosen. "Ja, seit der Erfindung von Anilin ", antwortet die Gemeinde im Geiste.

Und bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie einfach Thorsten Schäfer-Gümbel. Der steigt jetzt für die Ypsilanti in Hessen als Sparringspartner chancenlos in den Ring. Vielleicht ist das ja das neue Konzept der SPD? Wenn es für Dietmar Bell nicht so läuft, löst er eben 2010 bei der Landtagswahl den farblosen Horst Ellinghaus ab. Und der eröffnet dann wieder eine Bäckerei in Heckinghausen. Irgendwo darf jeder kleine Brötchen backen. Natürlich gibt es auch noch andere aussichtsreiche Bewerber für die goldene Ananas.

Profitieren wird ausschließlich Peter Jung. Das ist mal sicher. Ich stimme übrigens für Frau Katarzyna Potocki. Was, die kennen Sie nicht? Das ist die Mitbürgerin, die seit Juli 2008 immerhin 47 Anzeigen gegen illegale Raucher erstattet hat und das stolz und furchtlos bei WZ-online meldet. Geht mit ihrer Kamera durch die Kneipen, fotografiert qualmende Bürger und denunziert sie anschließend. Ein echter Volks(ver)treter! Als Oberbürgermeisterin wäre Frau Potocki Garant für Recht, Ordnung und eine rauchfreie Zukunft. Gesundheit!