Widerstand gegen hohe Gaspreise

Nach wie vor lehnen die Stadtwerke es ab, ihre Preis-Kalkulation offen zu legen. Kunden, die Widerspruch eingelegt haben, zahlen zum Teil seit Jahren nach wie vor ihren alten Tarif.

Wuppertal. Die WSW sprechen von Einzelfällen - aber gerade sie dürften die Diskussion um die in diesem Jahr noch einmal drastisch erhöhten Gaspreise noch weiter anheizen: Nach WZ-Information gibt es unter den den gut 130000 Gaskunden im Stadtgebiet Abnehmer, die bereits seit einigen Jahren nicht mehr die aktuellen Gas-Tarife zahlen, nachdem sie aktuellen Preiserhöhungen schriftlich widersprochen haben.

So bezahlt ein Katernberger Stadtwerke-Kunde, der namentlich nicht genannt werden möchte, nach eigenen Angaben bereits seit 2005 den alten Gas-Tarif. "Dabei will ich gar nichts geschenkt bekommen", betont der Hausbesitzer im Gespräch mit der WZ. "Als Kunde erwarte ich aber, dass die Wuppertaler Stadtwerke endlich ihre Preiskalkulation offen legen und verständlich abrechnen."

Und der Hausbesitzer vom Katernberg holt noch weiter aus: "Bundesweit kommt keiner der Versorger aus der Deckung, wenn es darum geht, wie die Gaspreise konkret zustande kommen." Das lege den Vermutung nahe, dass die Unternehmen bewusst davon absehen, ihre Kalkulationen offen zu legen - aus Angst vor Verbraucherklagen und Präzedenzfällen, sollten diese Erfolg haben. "Das würde dann eine Lawine nach sich ziehen", schätzt der Wuppertaler.

"Da ist es auch den WSW offensichtlich lieber, auf Kunden wie mich nicht näher einzugehen und Widersprüche hinzunehmen." Auf ein entsprechendes Schreiben, das er Ende August an die WSW richtete, habe er bis heute keine Antwort erhalten. "Die Erträge aus dem Energiegeschäft scheinen hoch genug zu sein, um eine solche Praxis an den Tag zu legen."

Die Wuppertaler Stadtwerke weisen die Vorwürfe unterdessen weit von sich: "Wie andere Versorgungsunternehmen auch haben die WSW Kunden, die unter Vorbehalt zahlen oder unter dem Hinweis fehlender Billigkeit Tariferhöhungen nicht ausgleichen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme auf WZ-Nachfrage. "Im Vergleich zu den 130000 Gaskunden handelt es sich um Einzelfälle."

Bei schriftlichen Widersprüchen gegen Gaspreise werde "den Kunden in einem Anschreiben die Haltung des Unternehmens erläutert. Solange gezahlt wird, gibt es seitens WSW keine Mahnungen oder Sperrungen." Mit Blick auf die besagten Kunden werde man in den nächsten Wochen ohnehin eine härtere Gangart an den Tag legen und "offene Forderungen einklagen".

Auf die Preiskalkulation angesprochen, sehen sich die WSW in ihrer bisherigen Praxis bestätigt: "Die Daten, auf deren Grundlage Preise kalkuliert werden, gehören bei jedem Wirtschaftsunternehmen zu den Betriebsgeheimnissen. Dies gilt auch für die WSW, die auf dem örtlichen Wärmemarkt im Wettbewerb mit anderen Anbietern stehen."

Im Rahmen einer "Vollkostenuntersuchung" habe man die Veränderung der Gasdeckungsbeiträge außerdem durch eine Wirtschafts-Prüfungsgesellschaft untersuchen lassen: Demzufolge seien die sogenannten Gasdeckungsbeiträge - noch ohne Ertragssteuern - im Gasvertrieb als Teilsparte zwischen 2004 bis 2006 "erheblich zurückgegangen."

In den vom Bundeskartellamt definierten Verbrauchsgruppen haben sich nach WSW-Angaben die spezifischen Gasdeckungsbeiträge (in Cent pro Kilowattstunde) zwischen Januar 2004 und Dezember 2007 ebenfalls negativ entwickelt: "Bei sämtlichen Verbrauchsgruppen sind die Kosten stärker gestiegen als die Erlöse", heißt es in der Stellungnahme der Stadtwerke weiter. Das heiße auch, "dass die Kostensteigerungen nicht in voller Höhe auf die Kunden abgewälzt wurden".

Im Gegenzug hätten sich, so die WSW, "die Deckungsbeiträge (Erlöse abzüglich der Vollkosten) ausnahmslos verschlechtert. Die WSW haben mit der Preiserhöhung also maximal gestiegene Bezugskosten weitergegeben." Und genau das "reiche nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes aus, um die Billigkeit der Preisänderungen zu belegen".

Unterdessen übt auch der Mieterverein massive Kritik an "hohen Gebühren und Energiekosten in Wuppertal". In einem offenen Brief an die Ratsfraktionen geht es unter anderem um den Gebührenhaushalt für 2009 und die Höhe der Preise für Strom, Gas und Wasser: "Nicht nur unsere 13000 Mitgliederhaushalte mit rund 36000 Personen, sondern alle Bürgerinnen und Bürger erwarten Auskunft darüber, wie sich die Gebühren und Energiepreise entwickeln."

Bei den täglichen Beratungsgesprächen werde "immer öfter massiv die Frage gestellt, ob sich ein Wechsel des Energieanbieters lohnt. Unseren Rechtsberatern fehlt das konkrete Wissen über die Geschäftspolitik der WSW, um eine verlässliche Antwort zu geben, die zumindest mittelfristig Bestand hat."

Auch mit Blick auf Electrabel als neuer Geschäftspartner der WSW fordert der Mieterverein zur Jahreswende Klarheit: "Es ist nicht bekannt, ob das Unternehmen für eine preiswerte Energieversorgung bei den privaten Haushalten eintritt oder vorrangig die Gewinnmaximierung als Unternehmensziel verfolgt."