„Ruine“ Mühlenweg mausert sich
Das 233 Jahre alte Kleinod in der Barmer City hat einen neuen Dachstuhl erhalten. Auch ansonsten schreitet die Sanierung voran.
Barmen. Sind das die richtigen Fenster?“ Frank Kipker nimmt den Zollstock und misst den Rahmen. Alles klar - passt. Der Wuppertaler steht im Dachgeschoss des Fachwerkhauses am Mühlenweg 39 und schaut ins Gebälk. Dort ist nagelneues Holz gleich neben originalen, mehr als 200 Jahre alten Balken zu sehen. „Klar, die bleiben erhalten“, sagt der Barmer Investor.
Vor mehr als zwei Jahren hat er die betagte Immobilie gekauft. Das heruntergekommene Fachwerkhaus glich einer Ruine, bot einen beklagenswerten Anblick — und das schon seit Jahren. Marodes Holz, sichtbarer Verfall: Der Kontrast zu den gepflegten Nachbargebäuden könnte größer nicht sein. Anwohner und Passanten fragten sich angesichts des offensichtlichen schlechten Gebäudezustandes schon, wann denn wohl abgerissen werden würde.
Ganz neu ist nun der Dachstuhl und bleibt optisch doch der Anmutung des historischen Gebäudes treu. Seit 233 Jahren gehört es zum Barmer Zentrum und überrascht im Inneren durch eine Größe, die man beim Blick von der Straße auf die Fassade gar nicht vermuten mag. Denn das Gebäude dehnt sich rückwärtig aus in Richtung Hinterhaus.
Vom mittigen Flur gehen die meisten Zimmer ab, weswegen Frank Kipker sich auch eine spätere Nutzung als Hotel oder mit Apartments vorstellen könnte. An die 14 Zimmer wären denkbar, in etlichen sind schon Anschlüsse für mögliche sanitäre Anlagen vorbereitet.
„Das Haus ist großartig“, sagt Kipker, der bereits die Nachbargebäude auf Vordermann gebracht hat, unter anderem das ehemalige „Friedensheim“, gleich nebenan. „Aber es ist nach wie vor viel zu tun, denn alles muss von Grund auf saniert werden.“
Seit die denkmalschutzrechtliche Genehmigung vorliegt, geht es rund im Haus. Der neue Dachstuhl war sozusagen schon im Lager — passgenau und im Sinne des Denkmalschutzes.
So, wie eben auch die Fenster. Auf den Laien wirken die neuen doppelverglasten und geteilten Scheiben quasi identisch und ähneln folgerichtig sehr den alten. „Alles im Haus ist maßgeschneidert.“
An die 600 000 Euro, so schätzt Kipker, werden in das markante Gebäude gleich hinter dem Barmer Rathaus fließen. Läuft alles nach Plan, könnte das Haus Mitte nächsten Jahres fertig sein. Und tatsächlich fit für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. „Ein ziemlicher Aufwand“, gibt der Investor zu. Doch das „Raguehaus“ hat ihn eindeutig verdient.