Wuppertal „Sankt Nikolaus ist ein Vorbild“
Das Andenken an den Bischof von Myra feiern viele Wuppertaler Schulen. Er steht für Menschlichkeit und Respekt.
Wuppertal. Adventszeit und Weihnachten lassen die christliche Tradition selbst in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft kometenhaft aufleuchten. Symbole wie Engel oder die Krippenszene erscheinen omnipräsent und dem Heiligen Nikolaus öffnen sich bereitwillig alle Türen. Sein Gedenktag am 6. Dezember ist auch in vielen Grundschulen ein Fest.
„An dem Tag kommt der Nikolaus in Gestalt eines engagierten Kollegen zu uns in den Unterricht. Gerade in den ersten Klassen glauben noch viele Kinder ganz fest an ihn“, sagt Felizitas Kehrenberg, Leiterin der Grundschule am Engelbert-Wüster-Weg. Der hohe Besuch ist zuvor auch Thema im Unterricht. „Die Kinder lernen den Heiligen und die damit verbundenden Traditionen kennen. Bei einigen muslimischen Kindern ergibt sich die Verbindung über sein Wirken in Myra, das in der heutigen Türkei liegt.“
Mit entsprechenden Liedern stimmen sich die Kinder in der St. Michael-Schule auf den Nikolaustag ein. „Wir pflegen außerdem eine Kooperation mit dem Berufskolleg Kohlstraße. Dort kommt der Nikolaus und verteilt selbstgebackene Leckereien aus der Schulküche“, sagt Schulleiter Michael Goecke. Neben dem mildtätigen Bischof ist auch die Heilige Barbara durchaus Thema im Unterricht. „Als katholische Konfessionsschule besinnen wir uns auch auf die Werte, die dahinter stehen. Denn Figuren wie der Nikolaus oder auch Sankt Martin sind Vorbilder für Respekt, Toleranz und Menschlichkeit. Das können auch unsere muslimischen Kinder nachvollziehen.“
Der Meinung ist auch Elisabeth Minke, die Leiterin der städtischen katholischen Sankt-Antonius-Schule. Etwa 40 Prozent ihrer Schüler seien katholisch getauft, die restlichen 60 Prozent je zur Hälfte Muslime und anderen oder keinen Konfessionen angehörig. „Aber alle Schüler haben Spaß an der Adventszeit. Und alle machen mit“, so Minke. Und zwar beim Plätzchen backen, Geschenke basteln, dem freitäglichen Singen von Weihnachtsliedern oder dem Öffnen des Adventskalenders in den Klassen jeden Morgen. „Kürzlich hat mich ein muslimisches Mädchen zu der Textzeile ’Freut euch, ihr Christen’ gefragt, ob sie sich denn auch freuen dürfe. Das konnte ich natürlich von ganzem Herzen bejahen.“ In der Mensa der Grundschule ist ein Krippenweg aufgebaut, bis zu den Heiligen Drei Königen wird Weihnachten hier präsent sein.
Etwas weniger stringent in der Einhaltung christlicher Traditionen ist die Grundschule Rudolfstraße, eine Europaschule. „Wir thematisieren die Adventszeit im Religionsunterricht, singen jeden Montag Lieder aus aller Herren Länder auf dem Schulhof und pflegen einige weihnachtliche Rituale, wie den Adventskalender. Ich halte aber eine gesunde Mischung für das Beste für alle. Nicht alles ist hier christlich, sondern besinnlich konnotiert“, so die Schulleiterin Nicole Freitag.
Die Grundschule Donarstraße geht mit dem Thema ganz offen um. „Wir laden alle Schüler ein, die christliche Tradition mitzufeiern. Doch das Angebot ist freiwillig“, sagt die Schulleiterin Manuela Siegel. Dennoch würden viele muslimische Kinder die bekannten Weihnachtslieder begeistert mitsingen. Für die meisten Eltern sei es, unabhängig von der Konfession selbstverständlich, den jährlichen Weihnachtsbasar mitzugestalten.
Am Tag des Heiligen Nikolaus bekommen alle Schüler Schokofiguren. „Die Taten von St. Martin und St. Nikolaus sind durchaus lobenswert und damit ein gutes Vorbild für die Kinder“, betont Manuela Siegel. Ein Nikolaussuchen veranstaltet die Grundschule Dieckerhoffstraße. Gefundene Anhänger können die Kinder in Schokoheilige umtauschen.