Satirischer Jahresrückblick: Wortwitz und Rhetorik-Salben
Nicht für möglich gehaltener Gesang.
Wuppertal. Die Wuppertaler Kultur lebt - und wie: von politischen Klimakatastrophen über Wuppertaler Freimaurer bis hin zum Ballermann Rex beackerte die Troika Jürgen H. Scheugenpflug, Jens Neutag und Ulrich Rasch in einem satirischen Jahresrückblick unser Tal. "Ich hatte Lampenfieber wie vor 22 Jahren", erinnerte sich Scheugenpflug nach der erfolgreichen Premiere. "Wir konnten nur wenig proben und nicht ein einziges Mal haben wir es unfallfrei hingekriegt". Doch die zwei Wuppertaler und der Exil-Remscheider mit Wohnsitz in Langenberg, Jens Neutag, harmonierten unangestrengt, bissig und zupackend.
Aufgelockert durch "das Lehnchen" , das "Bergische Heimatlied" und weitere Klassiker, bei denen Rasch am Klavier und Scheugenpflug mit nicht für möglich gehaltener gesanglicher Harmonie brillierten, wurde es ein unterhaltsamer und launiger Abend für die Besucher an der Gathe. Mit Wortwitz und rhetorischen Salven, die dem Publikum einen kurzweiligen Abend in angenehmer Atmosphäre bescherten, präsentierten die Akteure ein Themenkarussel, das seinesgleichen sucht.
Geschichten vom Vohwinkler Pussy-Club, dem Fleisch gewordenen EMKA, Dunkel-Dinnern in der VillaMedia, dem Baustopp am Engelnberg-Tunnel, Kredit befürwortenden Kämmerern und Else-Lasker-Schüler zitierenden WSV-Fans waren Angriffe auf die Lachmuskeln der Zuschauer. Zu der Musik von Lili Marleen "gingen Barmen und Elberfeld" sprichwörtlich über die Wupper, während "Ich brauche keine Millionen..." eine ganz andere Bedeutung erfährt, wenn Scheugenpflug singt: "Ich brauche keine Verwandten - ich geh´ ganz allein schweinereich ins Altersheim."
Großes Kino auch gegen Ende der Vorstellung, als Neutag in französischem Dialekt zusammen mit "Scheuge" zu Pete Wyoming Benders Klassiker von 1982, enthusiastisch inszeniert von Rasch am Klavier, eine Hommage an Wuppertal gab, die keinen Bürger im Tal kalt lässt, ob er am Dasnöckel, in Küllenhahn oder in Beyeröhde seine Wurzeln hat.