Scharpenacken: „Hier ist eben Hundezone“
Der Scharpenacken ist beliebtes Naherholungsgebiet — doch dort gibt es immer wieder Streit um Hunde. Ein Rundgang.
Südhöhen. Gerade als Jennifer Herweg sich zu ihrem dreijährigen Sohn herunterbeugt, passiert es: ein Hund ohne Leine kommt direkt auf den kleinen Jungen mit dem Fahrrad zugestürmt. Schützend stellt sich Herweg vor ihn und ihren anderen Sohn, der fast zwei Jahre alt und auf einem Bobby Car unterwegs ist. Hin und wieder kommt die Mutter mit ihren beiden Kleinkindern zum Scharpenacken. Weil die geteerten Wege so eine schöne Rennstrecke sind. Eigentlich. Denn meistens ist das Gebiet vor allem von Hunden bevölkert.
„Ich habe mich gerade wirklich erschrocken. Der Hund hätte ja auch beißen können“, sagt die 32-Jährige. Allerdings, so lenkt sie ein, seien die meisten Besitzer vernünftig. Sie riefen die Tiere zu sich, wenn Kinder oder Radfahren entgegen kämen. „Aber ein Ort, an den ich jetzt extra mit Kindern gehen würde, ist das hier ganz sicher nicht. Ihnen wird hier ja auch nichts geboten“, betont Jennifer Herweg.
Viel geboten wird hingegen den Hunden. „Auf dem weitläufigen Gelände gibt es reichlich Gelegenheit zur Sozialisierung — von Hunden und Hundehaltern“, erläutert Thomas Braatz von den Hundefreunden Scharpenacken. Der im November 2011 gegründete Zusammenschluss setzt sich dafür ein, dass auf dem Gelände Freilauf für Hunde möglich ist (siehe Kasten).
Eine generelle Leinenpflicht gibt es dort bislang nicht — sie wird jedoch heiß diskutiert. Sooft wie möglich versucht der Verein zurzeit auf dem Gelände präsent zu sein, Hundebesitzer anzusprechen. „Wir wollen erreichen, dass möglichst viele Hundehalter mit ihrer vorbildlichen Haltung anderen Spaziergängern und Radfahrern gegenüber die anderen mitziehen. Denn natürlich haben es die Hundehalter selbst in der Hand“, betont Braatz.
Bislang sind oftmals eher solche Szenen Alltag auf dem Scharpenacken: Zwei große Doggen ohne Leine traben über den Weg. Als ihnen eine Mutter mit Kinderwagen entgegenkommt, schnuppern sie kurz daran und gehen dann gelangweilt weiter. Die Besitzer folgen erst Meter dahinter. Auf einer Wiese haben zehn Hunde aller Größen und Rassen ein Knäuel gebildet. Zögerlich gehen zwei Spaziergänger an ihnen vorbei, immer mit einem wachsamen Seitenblick auf die Hundeansammlung. „Das ist hier ganz klar Hundezone“, sagt Christiane Lato (29), „wen das stört, der soll nicht hier spazieren gehen.“
Mit ihrer Hündin Ira kommt sie extra aus Düsseldorf. „Das Miteinander mit den Spaziergängern ist dort nicht so gut“, erklärt sie. Seit neun Wochen ist sie Mutter. Die vielen Hunde stören sie jedoch nicht. „Die meisten Halter geben Acht auf Kinder“, sagt sie. Tatsächlich tummelt sich die Mehrzahl der Hunde auf den Wiesen, während Radfahrer und Spaziergänger auf den Wegen bleiben. Und auch auf den Wiesen kann das Miteinander funktionieren: „Mich stören die Hunde nicht“, sagt Slavic Simsinici (15) der mit Niklas Linke (13) Drachen steigen lässt.
Radfahrer Dirk Heinevetter ist nicht so entspannt: „Mir ist mal ein Hund direkt vor den Reifen gelaufen“, erzählt er. „Mir gehen vor allem die Besitzer auf den Geist. Die Hunde müssen doch hören“, meint der 43-Jährige. Mit dem elfjährigen Sohn seiner Freundin fährt er auf dem Scharpenacken oft Mountainbike. „Ich bringe ihm gerade bei, mit Gangschaltung zu fahren. Wenn ständig Hunde dazwischen sind, ist das schwierig“, berichtet er. Seine Freundin traue sich aus Angst vor Hunden schon gar nicht mehr, auf dem Gelände zu joggen.