An die Leine oder nicht? Bissige Debatte am Scharpenacken
Mehr als 60 Besucher diskutierten am Freitag am WZ-Mobil über die geplanten Einschränkungen für Hunde.
Lichtscheid. Anleinpflicht für Hunde auf dem Scharpenacken oder nicht? Die Ankündigung des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB) sorgt bereits seit einiger Zeit für Zündstoff unter Hundehaltern und Befürwortern der Anleinpflicht. Dementsprechend intensiv waren gestern die Diskussionen unter den mehr als 60 Besuchern, die am Nachmittag — zu großen Teilen in Begleitung ihrer Hunde — zum WZ-Mobil am Scharpenacken kamen.
Die Regeln sind streng im Naturschutzgebiet — nicht nur für Hunde und ihre Halter: „Neben der Anleinpflicht gibt es hier Nutzungsbedingungen, die besagen, dass Fahrräder nur geschoben werden dürfen, Drachensteigen verboten und Lagerfeuer oder Picknicken nur mit Genehmigung gestattet ist“, meint Constanze Schlüter und verweist auf ein Schild „Standortübungsplatz — Nutzungsbestimmungen für Publikumszugang“.
Dass sich der Streit um die Nutzung des Scharpenackens allein auf die Hunde und ihre Besitzer konzentriert, empfinden viele Wuppertaler daher als empörend — wie Hundebesitzerin Sabine Norra: „Die Leute sollten sich mal den Scharpenacken an einem Montagmorgen anschauen, wenn am Vortag gutes Wetter war.“ Familien und Jugendliche etwa würden von dreckigen Windeln über Essensreste bis zu nicht gelöschter Grillkohle ihren Müll einfach zurücklassen.
Lothar Dahm, Besitzer einer Dogge, berichtet, dass die meisten Leute, die er trifft, nicht auf Abstand gingen. Im Gegenteil: Rund 80 Prozent kämen sogar auf ihn zu, um das außergewöhnlich große Tier zu streicheln: „Mein Hund hat in der Prägephase ein gutes Sozialverhalten entwickelt. Das wäre ohne den Kontakt zu anderen Hunden nicht möglich gewesen.“
Unter den Anwohnern des Scharpenackens ist das Meinungsbild dagegen weniger eindeutig. Ralf Koch etwa wohnt in der Marpe und berichtet, die nicht angeleinten Hunde fänden zu häufig den Weg in seinen Garten: „Die Hunde urinieren auf die Räder meiner Kinder und jagen meine Katzen.“
Ebenso ergeht es oftmals Erwin Neitzke, dessen Garten an den Scharpenacken angrenzt: „Ich habe schon dreimal erlebt, dass junge Rehe zu Tode gehetzt wurden. Vor drei Wochen hatte ich zuletzt ein totes Jungtier im Garten liegen. Es muss eine Anleinpflicht, aber auch spezielle Auslaufwiesen für Hunde geben.“
Dass derartige Zwischenfälle nicht passieren dürfen, meint auch Hundebesitzerin Elvira Nebeling. Sie verweist aber darauf, dass die meisten Halter ihre Tiere im Griff hätten. Das sieht Ralf Koch anders: „Etwa 90 Prozent der Hunde sind nicht angeleint.“ Auch Wilfried Gläser und Ingelore Meyer, beide Anwohner, fühlen sich von den Hunden gestört. Meyer traut sich manchmal kaum mehr in das Gebiet — und Gläser vermisst die Lerchenkolonie, die früher auf dem Scharpenacken gebrütet habe.
Horst Günzel, selbst Hundebesitzer, sieht die Halter in der Pflicht: „Wenn jeder seinen Hund unter Kontrolle hätte und Rücksicht nähme, gäbe es kaum Probleme.“ Anleinpflicht am Scharpenacken? „Das ist eine Horrorvision.“