Leo-Theater: Racine Tewes lehrt die Zuschauer das Fürchten

Thriller im Leo-Theater: Die Regisseurin plant einen „Sommerabend im Wintergarten“.

Frau Tewes, Sie feiern am 9. September im Leo-Theater Premiere. „Ein Sommerabend im Wintergarten“ ist ein eher harmlos klingender Titel für ein Stück, das sich am Ende als Thriller entpuppt. Was reizt Sie an der Geschichte?

Racine Tewes: Das Tolle an der Geschichte ist, dass sie absolut harmlos, fast schon belanglos beginnt. Erst nach und nach entspinnt sich ein Thriller, der aber fast ohne körperliche Gewalt auskommt. Es ist die Art des Dialogs, die den Zuschauern das Fürchten lehren soll. Schon beim Lesen habe ich immer gerätselt, auf was es hinausläuft.

Gibt es eine Lieblingsszene?

Tewes: Nein, da das Stück nur aus einer Szene besteht. Der Zuschauer erhält 90 Minuten lang Einblick in das Leben dreier Menschen. Und in dieser Zeit gibt es Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat.

Das Langerfelder Leo-Theater hat sich vor allem durch Komödien ein Stammpublikum erspielt. Inzwischen stehen auch zunehmend Krimis und Thriller auf dem Spielplan. Ist diese Entwicklung eine Reaktion auf Wünsche der Zuschauer?

Tewes: Absolut. Als Thorsten Hamer „Misery“ inszenierte, ahnten wir nicht, dass das Stück so erfolgreich laufen würde. Aber unsere Gäste fragen auch immer wieder nach solchen Stücken. Außerdem wollen wir damit Menschen ansprechen, die bisher noch nicht im „Leo“ waren.

Sie führen im Leo-Theater nicht nur Regie, sondern stehen vor allem auch selbst im Rampenlicht. Verspüren Sie jetzt, wo Sie im Regie-Stuhl sitzen, bei den Proben nicht mitunter den Drang, auf die Bühne zu sprinten und selbst mitzuspielen? Oder genießen Sie es, den anderen die Richtung vorzugeben?

Tewes: Manchmal schon, aber ich stehe ja gerade mit „Bord-Geflüster“ und „Arsen und Spitzenhäubchen“ auf der Bühne und bin damit sehr zufrieden. Es macht mir unwahrscheinlich viel Spaß, einen „Sommerabend im Wintergarten“ zu inszenieren. Das ist mal etwas komplett anderes. Es ist eine spannende Aufgabe, die Figuren so zu entwickeln, dass es keinen offensichtlich Unschuldigen gibt. Alle drei haben Geheimnisse, die sie zu vertuschen versuchen.

Welche Rolle spielt das Bühnenbild im Wintergarten?

Tewes: Wie der Titel verrät, spielt das Stück in einem ganz normalen Wintergarten. Also an einem Ort, wo alles transparent zu sein scheint. Aber eben nur scheint.