Leichte Brise und Bord-Geflüster: Leo-Theater sticht in See
„Bord-Geflüster“ ist ein unterhaltsamer Sommergenuss.
Langerfeld. Die „Traumschiff“-Melodie säuselt und Thorsten Hamer im weißen Steward-Anzug wird mit begeistertem Applaus empfangen. Obwohl nicht direkt zum Stück gehörend, ist sein Auftritt wesentlich — ordnet er die jeweiligen Szenen doch zeitlich ein. Denn das „Bord-Geflüster“ im Leo-Theater erzählt nicht nur vom Abend der Silberhochzeit von Jürgen und Dagmar, sondern zeigt auch gleich die Erlebnisse aus turbulenten 25 Ehejahren.
Liebevoll hat Manuela Pawlik die jeweiligen Kreuzfahrtschiffe mit wenigen Zutaten passend zur Reise gestaltet: Zwischen den Akten erhält der kleine Tisch eine andere Decke, die Bilder an der Wand werden getauscht und neue Überdecken aufs Bett geworfen. Sogar für einen Balkon ist auf der Bühne Platz. Hinter der nur aus Rahmen bestehenden Balkontür türmen sich blaue Tapeten-Wellen.
Für Christiane Breucker und Herbert Ruhnau ist das Paar eine Paraderolle. Er gibt den polternden, verwöhnten Mann, der von seiner Wichtigkeit überzeugt und kleinen Abenteuern nicht abgeneigt ist. Gierig flirtet er mit einer Mitreisenden, gelangt wegen seiner Umständlichkeit jedoch nicht ans Ziel. Der Herr leidet an Unpässlichkeiten und echauffiert sich über seiner Meinung nach unnötige Ausgaben. Sie hingegen verteilt Kristalle im Zimmer, damit das Qi richtig abfließen kann, und gibt ihrem Gatten Konter. Schnell springt sie zwischen verärgertem Knurren und liebevollem Säuseln hin und her.
Racine Tewes tritt in immer wieder neuen Rollen auf. Mal wischt sie als radebrechendes Zimmermädchen die Fenster, dann parliert sie als verführerische Madame gekonnt mit französischem Akzent, ein andermal mault sie als Tochter des Ehepaars herum. Sehr schön gestaltet sie die verschiedenen Charaktere.
Wunderbar ausgefallene Perücken beider Schauspielerinnen sorgen für zusätzliche Heiterkeitsausbrüche im Publikum. Die Komödie von Kerry Renard bietet immer wieder überraschende Wendungen und witzige Dialoge, die Regisseur Hamer an der Öhder Straße geschickt in Szene setzt. Ein unterhaltsamer Sommergenuss, der auch während der Ferien gezeigt wird.
Regie: 4 von 5
Ensemble: 5 von 5
Bühne: 5 von 5