Schicksalsschlag: Wuppertaler Familie gibt nicht auf
Vor einem Jahr starb Petra Hoffmann — die Mutter von zehn Kindern. Die Hoffmanns halten zusammen.
Wuppertal. Wenn Burkhard Hoffmann im Gespräch zurückblickt, sieht man ihm den tiefen Schmerz an. Mit zitternden Händen erinnert sich der zehnfache Vater an den Schicksalsschlag, der sein Leben und auch das Leben seiner Kinder bis ins Mark erschütterte.
Seine Frau Petra starb im Sommer 2012 an einer Gehirnblutung. Burkhard Hoffmann ist heute Witwer, seine zehn Kinder sind Halbwaisen; und trotzdem schaut die Familie nach vorne, lebt ihr Leben, auch wenn sie die Mutter niemals vergessen.
Wie geht die Großfamilie mit diesem Schicksalsschlag um, wie bewältigt sie ihren Alltag?
Trotz des Schmerzes gelang es der Barmer Familie, zusammenzuhalten und den Alltag zu meistern. Vom Brote schmieren für eine fast vollständige Fußballmannschaft über Behördengänge, Hausputz und Papa sein: Burkhard Hoffmann zeigt sich für seine Kinder stark. Doch nachts braucht er noch Stunden, um in den Schlaf zu finden.
Umso wichtiger, dass im Alltag alle mit anpacken. „Wir stellen uns alle den Wecker oder wecken uns morgens gegenseitig, damit Papa ein paar Minuten länger schlafen kann“, erzählt der dreizehnjährige Niklas.
Er habe sich für seine Kinder stark verändert, erzählt der Witwer: „Ich bin viel feinfühliger geworden und rede mit meinen Kindern über alles, worüber sie sonst lieber mit Mama gesprochen hätten.“
Und die Kinder gäben dem Vater die Kraft dazu: So sei Julian allein auf die Idee gekommen, die Wäsche aufzuhängen, erzählt der Vater: „Ich war so stolz, dass mir mein Sohn mit elf Jahren unbedingt helfen wollte.“
Für seine Frau und ihn seien Kinder schon immer das Wichtigste im Leben gewesen, so Hoffmann: „Wir wollten zeigen, dass es möglich ist, so viele Kinder großzuziehen. Die Kinder sind unser höchstes Gut und diese Liebe, die kann einem kein Auto, keine Karriere und keine Reise dieser Welt geben.“
Petra schenkte ihm zehn gemeinsame Kinder und arbeitete vor vielen Jahren als Erzieherin, bevor sie sich ganz ihrer Familie widmete. Auch Burkhard Hoffmann engagiert sich seit Jahren für Kinder: Seit sieben Jahren trainiert der Vater zwei Mädchenmannschaften im Fußball und ist seit zwei Jahren Lesevater an der Grundschule Meyerstraße — beides ehrenamtlich.
Doch das war nicht immer so: Bis vor sieben Jahren war Burkhard Hoffmann Filialleiter einer Textilfirma in Köln und täglich fast 15 Stunden unterwegs — bis sein Arzt das Burn-out-Syndrom diagnostizierte. „Wir haben als Familie entschieden, dass es wichtiger ist, dass ich als gesunder Papa wieder mehr Zeit für meine Familie habe“, erklärt Hoffmann, der zunächst in Teilzeit weiterarbeitete. Doch kurz darauf verlor er seinen Job.
Trotz des tragischen Verlustes hält sich die ganze Familie wacker: „Wir geben nicht auf. Mama hätte das nicht gewollt.“ Petra Hoffmann sei eine starke Frau gewesen, beschreibt sie ihr Mann. Mit jedem Kind sei die Liebe zueinander intensiver geworden. Für sie und seine Kinder, aber auch um den Schmerz zu verarbeiten, schreibt Burkhard Hoffmann nun ein Buch: Über die Kraft seiner Familie, den Verlust seiner Frau und darüber, wie sehr es sich auch heute noch lohnt, Kinder zu haben.