„United Tribuns“ verboten Aktion gegen Rockerkriminalität: Razzien in Wuppertal, Köln und Co.
Die Polizei ist in NRW mit hunderten Einsatzkräften gegen eine Rocker-Gruppierung vorgegangen. Unter anderem in Wuppertal und Köln kam es zu Durchsuchungen. Der Gruppierung werden schwerste Straftaten vorgeworfen.
Bei einer bundesweiten Razzia gegen Rockerkriminalität hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen am Mittwochmorgen knapp 40 Objekte durchsucht. Darunter seien Vereinsheime und Privatwohnungen in Wuppertal, Köln, Remscheid und Mettmann sowie in mehreren anderen Städten, sagte ein Sprecher der Polizei in Düsseldorf. Allein in Wuppertal wurden elf Objekte durchsucht. Bei einem Objekt in Köln seien auch Spezialeinheiten im Einsatz gewesen. Insgesamt seien mehrere Hundert Beamte an den Durchsuchungen in NRW beteiligt. Die Maßnahmen richten sich gegen Mitglieder der Rockergruppe „United Tribuns“.
Ziel der Razzia sei es gewesen, Vermögenswerte sowie Abzeichen der Gruppierung sicherzustellen, sagte der Düsseldorfer Polizeisprecher. Was im Endeffekt tatsächlich beschlagnahmt wurde, konnte er nicht sagen.
„United Tribuns“ soll in schwerste Straftaten verwickelt sein
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die rockerähnliche Gruppierung nach Angaben vom Mittwoch verboten. Mitglieder der „United Tribuns“ hätten schwerste Straftaten begangen, unter anderem Sexualstraftaten, Menschenhandel und versuchte Tötungsdelikte, sagte sie zur Begründung.
Der Gesamtverein sowie die 13 „Chapter“ als Teilorganisationen würden aufgelöst, teilte das Bundesinnenministerium mit. Das Vereinsvermögen werde beschlagnahmt und unterliege der Einziehung. Von diesem Verbot seien nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts knapp 100 Mitglieder in Deutschland betroffen.
Kennzeichen der „United Tribuns“ und seiner Teilorganisationen dürfen ab sofort weder verbreitet noch öffentlich oder in einer Versammlung verwendet werden, so das Ministerium. Dem Verein und seinen Teilorganisationen sei jede Tätigkeit in Deutschland untersagt. Es sei außerdem verboten, Ersatzorganisationen zu bilden oder bestehende Organisationen als Ersatzorganisationen fortzuführen.
Gründer der Rockergruppe kam als Flüchtling nach Deutschland
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums war die Gruppierung 2004 von einem ehemaligen bosnischen Boxer im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen gegründet worden. Ihr gehören Deutsche und Ausländer an, die überwiegend aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien stammen. Der Gründer soll sich nicht mehr in Deutschland aufhalten. Der Mann, der während des Krieges in Bosnien als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, arbeitete den Angaben zufolge zunächst als Türsteher und gründete später mit anderen zwei Bordelle.
Die Gruppe lieferte sich gewalttätige Auseinandersetzungen mit konkurrierenden Rockergruppierungen wie den „Hells Angels“. Ihre Mitglieder seien mit Sexual- und Menschenhandelsdelikten, Betrugsdelikten oder Drogenhandel in Erscheinung getreten, so das Bundesinnenministerium. Dass Straftaten durch die „United Tribuns“ nicht nur geduldet, sondern auch „gefördert und belohnt“ würden, zeige sich auch daran, dass es verschiedene Aufnäher („Patches“) des Vereins gebe, die an Mitglieder verliehen würden, die Straftaten im Sinne des Vereins verübten.
Das Vereinsverbot erfolgt nach Angaben des Bundesministeriums in Abstimmung mit den Innenministerien von Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen.