Schnapszahl für den schönsten Tag
Mit dem 1., 8. und 18. August gibt es dieses Jahr gleich mehrere besondere Daten für die Hochzeit. Andere Tage sind allerdings beliebter.
Wuppertaler Verlobte legen immer weniger wert auf „Schnaps-Hochzeiten“. Waren städtische Eheschließungen an kuriosen Datierungen einst der Renner, ist dieser Boom inzwischen abgeebbt. So stehen am 1. August, also dem 1.8.18, wuppertalweit gerade mal acht standesamtliche Hochzeiten an. Auch für den 8.8. und sogar für den auf einen Samstag fallenden 18.8. haben sich bislang lediglich neun beziehungsweise 15 Heiratswillige gemeldet.
Gabriele Müller, Leiterin des Standesamtes
„Das sind absolute Durchschnittswerte, so dass die Schnapszahlen in diesem Jahr eigentlich überhaupt keine Rolle spielen“, erklärt Standesamtsleiterin Gabriele Müller. So verzeichne man beispielsweise für den 25. August — ganz ohne Schnapszahl — 17 angemeldete Trauungen. „Eigentlich hatten wir uns auf den 18. August konzentriert und mehr Standesbeamte darauf eingestellt“, sagt Müller.
„Der letzte dicke Standesamt-Tag war der 9.9.1999. Da hatten wir in Wuppertal 126 Trauungen“, berichtet die Standesamtsleiterin und ergänzt, dass an jenem Donnerstag sämtliche Standesbeamte der Stadt im Einsatz gewesen seien und den ganzen Tag über im 30-Minuten-Takt getraut hätten. Diesem Rekordtag am nächsten gekommen sei der 6.6.2006 mit 42 standesamtlichen Eheschließungen.
„Danach ist die Frequentierung an Schnapstagen kontinuierlich zurückgegangen. Am 12.12.12, dem letzten wirklichen Schnapsdatum, gab es immerhin noch 32 Trauungen“, sagt Müller. Sie glaube, dass neben dem Wegfall echter Schnapstermine auch die Begeisterung für kuriose Datierungen nachgelassen habe.
Die Inflation an halbechten Schnapsdatierungen, aber auch die zurückgegangene mediale Berücksichtigung würden eine Rolle spielen. „In diesem Jahr kommen sicherlich noch die Ferien erschwerend hinzu“, so die Stadtvertreterin.
Im vergangenen Jahr gab es in Wuppertal insgesamt rund 1600 standesamtliche Trauungen. „Eine leichte Tendenz nach oben“, wertet Müller. Jahresschwerpunkte sind nach wie vor der Sommer und der Dezember, wobei in Wuppertal sogar Trauungen an Silvester möglich sind, was neben Romantikern sicherlich auch den einen oder anderen Steuer-Sparfuchs ansprechen dürfte.
„Allerdings verteilen sich die Terminwünsche immer mehr auf das gesamte Jahr und machen inzwischen auch noch den Herbst zur Haupttrauungszeit“, sagt Müller. Ruhig gehe es im Standesamt nur noch im Januar und Februar zu.
„Man kann feststellen, dass die standesamtliche Trauung immer mehr an Gewichtung einnimmt. Das liegt daran, dass immer weniger Bürger kirchlich heiraten“, erklärt Müller und verweist auf immer größere Trauungsrahmen mit immer mehr Gästen und Aktionen. „Es ist schon erstaunlich, was vor dem Barmer Rathaus inzwischen los ist.“ Foto-Marathons, Luftballon-Aktionen, Limousinen-Service und musikalische Einlagen seien immer häufiger zu beobachten.
Einen Zusammenhang zu bestimmten Altersgruppen, wie und wo gefeiert wird, kann die Standesbeamtin jedoch ebenso wenig feststellen wie das verbreitete Vorurteil, dass „Schnaps-Ehen“ tendenziell kürzer ausfallen. Immer kürzer werde jedoch der Voranmeldezeitraum für Trauungen, so dass die Zahl an relativ spontanen Standesamtsanmeldungen merklich zunimmt. „Das gesetzlich vorgegebene Voranmeldelimit von maximal einem halben Jahr wird immer seltener in Anspruch genommen“, verrät Müller.