Seit zehn Jahren sind die Beiden Mann und Mann

Rudolf Blömeke und Thomas Ickler-Blömeke waren das erste Männerpaar auf dem Wuppertaler Standesamt. Bis heute sind sie glücklich.

Wuppertal. Thomas Ickler-Blömeke (63) gießt seinem Mann Kaffee ein. Das Milchkännchen stellt er neben die Tasse. Zucker nimmt Rudolf Blömeke (54) nicht. Nach zehn Jahren weiß man, wie der andere seinen Kaffee trinkt — ohne nachzudenken. Am 26. Oktober 2001 waren die beiden das erste Schwulen-Paar, das auf dem Standesamt Wuppertal seine Lebenspartnerschaft eintragen ließ. Bis heute sind sie glücklich.

In einer Elberfelder Szenekneipe lernten sich beide im August 1998 kennen. Drei Monate später zogen sie zusammen. „Es passte einfach“, sagt Thomas Ickler-Blömeke. Er war auch derjenige, der den Heiratsantrag machte. Das sei eher etwas unromantisch gewesen, aber aus vollem Herzen. „Wir sind die Poststraße entlang spaziert und dann habe ich einfach gefragt.“ Eine Stunde später waren die Ringe gekauft.

Alles wie bei einem ganz normalen Paar, darauf legen die beiden sehr viel wert. Mit ihrer Sexualität sind sie immer offen umgegangen, egal, ob bei der neuen Vermieterin oder der eigenen Familie. Das würden sie sich auch von anderen Schwulen- und Lesben-Paaren wünschen. „Man muss sich kein Schild umhängen, aber man muss dazu stehen“, sagt der 63-Jährige.

Er war schon einmal verheiratet — allerdings mit einer Frau, 18 Jahre lang. „Wir sind im Guten auseinandergegangen.“ Drei Kinder hat das Paar. Der jüngste Sohn Marcel (37) wuchs nach der Scheidung beim Vater in Wuppertal auf, die beiden anderen bei der Mutter in Berlin. Vor vielen Jahren fasste Thomas Ickler-Blömeke all seinen Mut zusammen, nahm Marcel zur Seite und klärte ihn über seine Neigung auf. „Er bekam einen roten Kopf und meinte nur: ,Papa, ich weiß doch schon längst, dass Du auch Männer magst’.“ Damit war die Sache gegessen. Marcel war 2001 auch Trauzeuge von seinem Vater und Rudolf Blömeke.

Böse Sprüche oder abwertende Blicke mussten die beiden Männer in den vergangenen zehn Jahren nicht ertragen. „Toi, Toi, Toi, bisher waren alle immer sehr positiv“, sagt Rudolf Blömeke. Als sie damals aus dem Standesamt kamen, hätten fremde Leute, die gerade auf dem Markt einkaufen waren, einfach geklatscht und gejubelt — der 54-Jährige lächelt.

Dann gibt es doch noch eine kleine Meinungsverschiedenheit. Es geht um den nächsten Berlin-Besuch im kommenden Jahr. „Wann waren wir das letzte Mal da?“, fragt Thomas Ickler-Blömeke. „Vor acht Jahren“, antwortet sein Mann. „Nein, doch nicht so lange“, glaubt Ickler-Blömeke. „Jetzt lass mich doch auch mal was sagen“, kontert Rudolf Blömeke.

Wie bei einem alten Ehepaar eben. Nach fünf Minuten ist aber wieder alles gut. „Das wichtigste ist, dass jeder Streit vom Tisch ist, wenn man abends schlafen geht“, da sind sich die beiden wieder einig. In noch einem Punkt gibt es für sie keine Kompromisse: „Die Schwulen-Ehe muss auch endlich in Deutschland erlaubt werden. Wir müssen die gleichen Rechte wie jedes Hetero-Paar haben.“ Sie hoffen, dass sie diesen Tag noch erleben werden. Und vielleicht treten sie dann noch einmal vor den Standesbeamten.