Sinfonieorchester Ohne „Zauberstab“ geht im Sinfonieorchester nichts

Wuppertal · Im Familienkonzert lernten die Kinder den Dirigentenstab von Generalmusikdirektor Patrick Hahn kennen.

Beim Familienkonzert konnten die Kinder mitmachen – und auch auf der Bühne stehen.

Foto: Oelbermann Fotografie / Florian Schmidt

Die „Konzertgesellschaft Wuppertal e.V.“ muss hier einmal an vorderster Stelle genannt werden. Sie unterstützt seit Jahren die Familien-Konzertreihe „Ohrenkitzel“, fördert damit vor allem Wuppertaler Kinder und deren Eltern, Interesse für klassische Musik und Konzertbesuche zu entwickeln. Und es gibt inzwischen eine ansehnliche Zahl von Familien, die regelmäßig diese „Education“-Veranstaltungen besuchen. So auch am Sonntag in der Historischen Stadthalle, wo ein Rätsel gelöst werden sollte: „Der Zauberstab im Orchester“ – was bitteschön soll das denn sein? So fragte der Kika-Moderator Juri Tetzlaff das junge Publikum und bekam zunächst einmal keine Antwort.

Das komplette Sinfonieorchester Wuppertal unter ihrem Generalmusikdirektor Patrick Hahn begrüßte die Zuhörer mit schmetternden Trompeten, Posaunen und Hörnern. Der Zauberstab? Ist es vielleicht der Bogen, den die Streicher benutzen, um ihre Geigen, Bratschen und Violoncelli zum Klingen zu bringen? Oder ist es der silberne Stab, dem man helle Töne entlocken kann, wenn man hineinbläst, die Querflöte? Vielleicht ist es aber auch der Stab, mit dem Schlagzeuger auf die Trommel und Pauke schlagen?

Das Rätsel wurde aufgelöst: Es handelte sich schließlich um den Dirigentenstab, den Patrick Hahn in der Hand hält, wenn er sein Orchester dirigiert. Ohne Stab zu dirigieren, funktioniert nicht gut. Das demonstrierte Juri Tetzlaff, indem er sich vor das Orchester stellte, um mit heftigen Armbewegungen das Orchester zum ordentlichen Musizieren zu bewegen. Der Versuch ging daneben und Juri hatte die Lacher auf seiner Seite, als sich herausstellte, dass das Orchester kunterbunt durcheinander spielte.

Also zeigte der richtige Dirigent, der Patrick, wie man das Stöckchen in der Hand bewegen muss, damit akkurat die ersten markanten Töne von Beethovens fünfter Symphonie erklingen konnten.

Es gibt einige Tricks, wie man das Orchester leitet, damit die Einsätze, das Tempo, die Lautstärke funktionieren. Immerhin sitzen mehr als 60 Musiker im Orchester. Dazu gehören: Klare Auf-und Abbewegungen des Dirigentenstabes in der Hand des Dirigenten, große Bewegungen gelten für lautes und kleine für leises Spiel. Der „Stecken“, wie der Österreicher Patrick Hahn den Stab oder Stock nennt, dient als Verlängerung des Armes.

Zum guten Musizieren braucht das Orchester aber noch weitere Informationen, wie die Körperhaltung, die Gestik und die Mimik des Gesichts, die verrät, was der Dirigent gerne hörbar machen möchte.

Das junge Publikum konnte über eine Großleinwand wunderbar verfolgen, welche Signale Patrick aussendete, um den gewünschten Klang zu erhalten. Triumph, Freude, aber auch Trauer und Schicksalsgefühle, all das kann der Dirigent mit seinem Orchester hervorzaubern und klanglich darstellen: mithilfe seines Zauberstabes.

Gas geben oder auf die Bremse treten: Pantomimik zeigt’s

Mal spürt der Zuschauer, wie traurig Beethoven wohl war, als er schwerhörig wurde, mal „sah“ er in Brahms „Ungarischem Tanz“, wie die Menschen tanzten, mal schnell, mal langsam – Juri machte das mit Pantomimik sehr gekonnt vor, wie mal Gas gegeben, mal auf die Bremse getreten wurde.

Damit auch jeder mal erfährt, wie die Probenarbeit mit einem Orchester aussieht, wurde eine kurze Probenarbeit demonstriert. Das Orchester probte unter Anweisung seines Dirigenten eine Passage, gefolgt von begeistertem Applaus.

Ein Walzer im Dreivierteltakt von Johann Strauß, ein Walzer im 7/8el-Takt von Leonard Bernstein und – für viele der Höhepunkt der Matinée – das Mitspielstück. „Das Orchester, das klingt schön“ nach einer bekannten Kinderliedmelodie ergänzte das Programm.

Unter Mitwirkung von sehr vielen Kindern, die extra ihr Instrument mitgebracht hatten, wurde das Lied zusammen mit den Sinfonikern vom gesamten Publikum mitgesungen und von den jungen Musikern bravourös aufgeführt. Schließlich wurde noch der Zauberstab des Dirigenten verlost. Moritz Wolf war der Gewinner. Er durfte zusammen mit Generalmusikdirektor Patrick Hahn das Orchester dirigieren. Zum Ausklang wurde noch mal richtig Stimmung gemacht mit dem Tanzstück „Hoedown“ aus der Ballettmusik „Rodeo“ von Aaron Copland. Einige Kinder tanzten mit. Es gab Standing Ovations eines begeisterten, kleinen und großen Publikums.