Sinfoniker lassen die Wiener Klassik wieder aufleben
Programm beim Kammermusikabend im Mendelssohn-Saal bewegt sich jenseits populärer Gattungen.
Wuppertal. Die Kammermusikabende des Sinfonieorchesters Wuppertal bieten in der Regel Programme, die im Konzertleben eher selten auftauchen. Die fünfte Veranstaltung dieser Spielzeit im gut besuchten Mendelssohn-Saal der Stadthalle machte keine Ausnahme. Jenseits der populären Gattungen Streichquartett, Klavierquartett und Streichtrio wurden fünf wenig gespielte Werke unterschiedlicher Besetzungen bekannter und weniger geläufiger Komponisten geboten.
Die Epoche der Wiener Klassik lebte wieder auf. Der böhmische Komponist Johann Baptist Vanhal war ein Vielschreiber. Mehr als 1300 Werke zählen zu seiner Hinterlassenschaft. Davon wurde das Divertimento in G-Dur für Geige, Bratsche und Kontrabass geboten. Johann Michael Haydn, Bruder des wesentlich berühmteren Joseph Haydn, war ebenfalls mit einem Divertimento vertreten, nämlich das in C-Dur für Oboe, Bratsche und Kontrabass.
Dann gab es einen Zeitsprung in die Anfänge des vergangenen Jahrhunderts. Erwin Schulhoffs Concertino für Flöte, Bratsche und Kontrabass entstand 1925, ein Jahr nach seinem internationalen Durchbruch. Es zeichnet sich durch launige Tanzrhythmen und leichtem Gefühl aus.
Seine zweite Serenade in G-Dur, op. 141a für Flöte, Geige und Bratsche schrieb Max Reger 1915. Es war für ihn eine glückliche Zeit, der Beginn einer fruchtbaren, neuen Schaffensperiode. Sie fand nur jäh durch ein Herzversagen ein Jahr später ein Ende.
Schließlich war Sergej Prokofjews Quintett in g-Moll, op. 39 für Oboe, Klarinette, Geige, Bratsche und Kontrabass zu erleben. 1924 komponierte er in Paris die Ballettmusik „Trapeze“. Musikalisch werden sechs Episoden aus dem Zirkusleben geschildert. Drei Jahre später wurde das Quintett mit seinen clownesken Charakteren in Moskau als Kammermusikwerk uraufgeführt.
Diese erlesenen Werke wurden gehaltvoll zu Gehör gebracht. Die fünf Mitglieder des städtischen Orchesters hatten merklich großen Spaß an der Kammermusik und spielten mit viel Verve und Esprit auf. Catarina Laske-Trier (Flöten), Andreas Heimann (Oboe), Gerald Hacke (Klarinette), Liviu Neagu-Gruber (Geige), Momchil Terziyski (Bratsche) und Solvejg Friedrich (Kontrabass) harmonierten ganz im kammermusikalischen Sinn vorzüglich miteinander. Ein konzentriertes aufeinander Achten, nuancierte Phrasierungen und stringente musikalische Linienführungen waren wesentliche Merkmale ihrer spannenden Vorträge. Lang anhaltender Beifall war der verdiente Lohn dafür.