Sinfoniker wagen musikalische Reise

In der Stadthalle gab es beim zehnten Sinfoniekonzert Werke aus Dänemark und Russland zu hören. Cellist Alban Gerhardt brillierte mit einem Solo.

Foto: Anna Schwartz

Die Spielzeit neigt sich allmählich dem Ende entgegen, der letzte Dienst vor den Theaterferien rückt immer näher. Vielleicht ist man schon mittendrin in den Urlaubsvorbereitungen. Auf eine musikalische Reise begaben sich die städtischen Sinfoniker aber jetzt schon während ihres zehnten Sinfoniekonzerts. Im Großen Saal der Stadthalle ging der Ausflug nach Dänemark und Russland.

Beim ersten Stück hätte man sich fragen können, ob der 10. Juni mit Neujahr verwechselt wurde. Denn was für die Wiener um den Jahreswechsel der Dreivierteltakt um die Strauss-Dynastie ist, ist für die Dänen die Helios-Ouvertüre von Carl Nielsen. Denn sie wird immer vom Dänischen Rundfunk sofort nach Jahreswechsel als erste Musik in den Äther geschickt. Der Philhellene schrieb sie in Griechenland und hat das fantastische Licht dort in Töne gefasst. Hier glänzten die Blechbläser, die die Sonne golden erstrahlen ließen.

Nicht minder beeindruckte diese Orchestergruppe bei populärer Suite „Der Feuervogel“ in der Version aus dem Jahr 1919 des Russen Igor Strawinsky. Hinzu gesellte sich die Schlagzeugabteilung, die es mit ihren Blechkollegen zwischendurch so richtig krachen ließ, was das Publikum entzückte. Nur sorgte dabei Generalmusikdirektorin Julia Jones, die während des gesamten Konzerts auf Präzision bedacht war, nicht für eine mustergültige dynamische Ausgewogenheit. Bei diesen sehr lauten Stellen übertönten nämlich die beiden Gruppen ihre anderen Kollegen viel zu sehr.

Per Nørgård ist ein weiterer dänischer Komponist, der vor zwei Jahren mit dem hoch dotierten „Ernst von Siemens Preis“ geadelt wurde. Er ist so etwas wie der Nobelpreis für Musik. In seinem für Streichor-chester geschriebenen Stück „Out of this World — Parting“ verwendet er eine sehr große Palette an Tonfarben. Man kann von wellenförmigen Klangverläufen sprechen, die durch den ganzen Streicherapparat hin und her schwingen. Diesen Prozess konnte das Orchester unter Jones’ akkuratem Dirigat ausgezeichnet vermitteln.

Höhepunkt der Matinee war der Auftritt von Alban Gerhardt mit einem hochgradig schweren Werk nach der Pause. Die „Sinfonia concertante“ des russischen Komponisten Sergej Prokofjew galt sogar einige Zeit nach ihrer Entstehung Anfang der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts für Solocellisten als unspielbar. Möglich muss es aber doch gewesen sein, wirkte doch der Jahrhundertcellist Mstislaw Rostropowitsch an der Komposition mit. Was Gerhardt an diesem Vormittag aus seinem Cello herausholte, konnte einem die Sprache verschlagen. Selbst die vertracktesten wieselflinken Lagenwechsel und schnellen Abfolgen an Doppelgriffen gelangen ihm so mühelos, als wären sie nur eine leichte Fingerübung für ihn. Doch damit nicht genug: Es war gerade seine „singende“, sonore, hochmusikantische Spielweise, die außerordentlich packte. Außerdem waren seine Blickkontakte mit der Dirigentin und dem Konzertmeister mit ausschlaggebend für ein homogenes Musizieren zwischen ihm und Orchester.

Die lang anhaltenden, jubelnden, stehenden Ovationen vor und nach seiner Zugabe — ein Moderato Rostropowitschs — waren das berechtigte Resultat.