Seltene Orchidee wächst am Eskesberg

Nirgendwo anders im Stadtgebiet gibt es die Bienen-Ragwurz. Grund dafür ist ein Pilz.

Foto: Andreas Fischer

Varresbeck. Auf den ersten Blick ist die Orchidee kaum zwischen den Grashalmen und Margeriten zu erkennen. Doch nach einigem Hingucken tauchen immer mehr der zartrosa Blüten auf der weiten Wiese auf dem Eskesberg auf. „Das hier ist der einzige Ort auf Wuppertaler Stadtgebiet, wo die Bienen-Ragwurz vorkommt“, erzählt Michael Schmidt vom Naturwissenschaftlichen Verein.

Ein zartes Pflänzchen ist diese Ophrys Apifera: Manche Exemplare sind nur eine Handbreit hoch, andere etwa 20 bis 30 Zentimeter. Ihren Namen hat sie nicht davon, dass die Bienen sie so gerne besuchen — sondern der untere Teil der Blüte sieht mit der gelb-braunen Musterung so aus, als würde gerade eine Biene hineintauchen. Dass diese heimische Orchidee so selten ist, hat einen Grund: Sie benötigt im Boden einen bestimmten Pilz, um sich dort ansiedeln zu können. Nur wenn dieser für die nötigen Nährstoffe sorgt, können die winzigen Samen — die bis 100 Kilometer weit fliegen — Wurzeln ausbilden. „Welcher Pilz das genau sein muss sowie das Funktionieren der Wechselwirkung ist noch nicht genau erforscht“, sagt Schmidt.

Außerdem benötigt die Bienen-Ragwurz eine freie Magerwiese. Damit diese frei bleibt, mäht der Hobby-Botaniker jedes Jahr im Spätsommer mit Freiwilligen die Wiese. „Vor 40 oder 50 Jahren musste man bis in die Eifel fahren, um diese Orchidee zu finden“, erzählt Schmidt. Durch die immer wärmeren Jahreszeiten wanderte die Blume allmählich in unsere Region. „In Steinbrüchen findet man sie oft, etwa in Grube Sieben bei Schöller“, sagt Schmidt. Da das ehemalige Deponiegelände am Eskesberg nach der Sanierung 2005 mit Material aus den umliegenden Steinbrüchen abgedeckt wurde, stammt der Pilz, vielleicht auch die Samen von dort.

Noch seltener als die Bienen-Ragwurz ist die Pyramiden-Hundswurz: Ein einziges Exemplar steht auf der Wiese am Eskesberg. In kräftigem Pink leuchtet der dichte Blütenflor über dem Grün. Die Pracht bietet allerdings bei beiden Orchideen-Sorten nur ein kurzes Vergnügen: Nach drei bis vier Wochen, bei Hitze weniger, sind auch die letzten Blüten abgeblüht. Im Herbst bleibt nur die grüne Rosette mit den Knollen in der Erde, aus denen im Frühjahr eine neue Pflanze sprießt. Allerdings nur, wenn nicht gerade ein Hund in der Nähe seinen Haufen hinterlassen hat; denn zu viele Nährstoffe verträgt die Orchidee nicht.