Sinfoniker spielen auf ungewohntem Terrain

Am Wochenende standen die Konzerte der Reihe „Uptown Classics“ im Hörsaal der Universität und in der Friedhofskirche auf dem Programm.

Foto: Stefan Fries

Im herbstlichen, nasskalten Dunkel ging es die Max-Horkheimer-Straße hinan. Dann bog man links in die Gaußstraße ein. Parkplätze gab es überall mehr als genug. Kein Wunder, war es doch Samstagabend — keine Vorlesungen und Seminare. Die Bergische Universität glich einer Geisterstadt. Wer wollte sich jetzt in diesem schwach beleuchteten Betonkomplex aufhalten? Rein ging es bei Regen in das Gebäude K. Der Aufzug funktionierte nicht. Die Alternative waren exakt 60 Treppenstufen — für junge Studenten kein Problem. Dann war die Ebene des Hörsaals 33 erreicht. Er ist der bei weitem größte mit 792 Plätzen.

Früher war das Audimax einmal der ein paar Schritte entfernte Hörsaal 14 mit 300 Sitzgelegenheiten. Dort fanden früher viele Veranstaltungen der hochschuleigenen Reihe der „Unikonzerte“ statt. Sie wurden bekanntermaßen längst in die Innenstadt verlagert, weil Nummer 14 zu schwach besucht war und in der City der Publikumszuspruch größer ist. Die wenigen intimen Konzerte im Musiksaal der Uni sind Ausnahmen und bestätigen die Regel.

Erneut wurde nun der Versuch gewagt, den Campus Grifflenberg oben auf der ehemaligen „Schreiners Wiese“ mit musikalischem Leben zu füllen. Dieses Mal war es das Sin-fonieorchester Wuppertal, das zu diesem Veranstaltungsort auch Musikliebhaber anlocken wollte, die Berührungsängste mit seiner Heimspielstätte, der Stadthalle, haben.

Es war der Auftakt zu der neuen Reihe Kammerorchesterkonzerte mit dem Titel „Uptown Classics“ in dieser Spielzeit, die im Februar dieses Jahres in der Immanuelskirche und der Friedhofskirche ins Leben gerufen wurde und auf große Resonanz stieß.

Trotz Ankündigungen auf den Internetseiten der Hochschule und der Wuppertaler Bühnen kamen nur rund 100 Gäste ins weite Rund des Auditoriums 33. Diejenigen aber, die zu dem Ort des Geschehens fanden, kamen musikalisch voll auf ihre Kosten. Vier musikalische Kleinode wurden geboten, die selten live zu erleben sind.

Die dreisätzige Sinfonie „Alte Lambacher“ (Allegro maestoso, Andante, Molto allegro) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) kam munterfrisch von dort, wo sonst Professoren ihre Vorlesungen halten. Genauso klar strukturiert und fest zupackend spielten die städtischen Sinfoniker unter dem präzisen und umsichtigen Dirigat von Generalmusikdirektorin Julia Jones die viersätzige Sinfonie „La Chasse“ (Vivace, Adagio non tanto, Menuetto maestoso, Allegro non presto) aus der Feder von Antonio Rosetti (1750-1792). Auch die Elegie op. 58 von Edward Elgar (1857-1934) wurde sehr nuanciert, stilvoll und wie aus einem Guss zum Ausdruck gebracht.

Bei dem dreisätzigen Es-Dur-Hornkonzert für zwei Hörner und Orchester (Allegro maestoso, Adagio, Rondo: Allegretto) von Joseph Haydn (1732-1809) konnten solistisch zwei Orchestermitglieder beeindrucken. Die beiden Hornisten Anderes Becker und Fiona Williams ließen hinsichtlich Virtuosität und Musikalität keine Wünsche offen. Ferner war ihr Zusammenspiel von einer großen Intonationsreinheit geprägt.

Der Inhalt über Komponisten und Werke auf dem Programmzettel war hingegen wieder einmal nicht der Rede wert. Noch nicht einmal Eckdaten und die Satzbezeichnungen der Stücke waren angegeben.

Der Schlussapplaus nach einer Stunde gehaltvoller Musik dauerte so lange, bis sich die Sinfoniker gegenseitig die Hand reichten und damit signalisierten, sich reisefertig ma-chen zu wollen, um wieder hinaus ins dunkle Nass zu gehen.