Wuppertal Sonderhoff & Mühlemeister: Nach fast 100 Jahren kommt das Aus

Keine Nachfolger in Sicht: Das Haushaltswarengeschäft Sonderhoff & Mühlemeister schließt.

Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. „Am Heckweiher“, ein kleines Parallel-Sträßchen zur Neumarktstraße, ist derzeit eine gefragte Adresse, nämlich die des Haushaltswaren-Fachgeschäfts Sonderhoff & Mühlemeister. Der Spezialist für „weiße Ware“ schließt zum 28. Februar. Für den Moment sind die Sonderangebote sicher ein Grund zur Freude für Schnäppchenjäger, doch ansonsten ist die Nachricht mehr als bedauerlich. Denn mit dem fast 100 Jahre alten Fachgeschäft gibt erneut ein inhabergeführtes Unternehmen in der Elberfelder City auf.

Zwar hatte man, wie viele Einzelhändler in Elberfeld, auch unter der Sperrung der B7 zu leiden, doch der Grund für die Schließung ist schlicht Nachwuchsmangel. Von den Nachfahren der Herren Sonderhoff und Mühlemeister, die am 7. Oktober 1919 in der Neumarktstraße eröffneten, ist mit Helene Mühlemeister 1972 die letzte verstorben. Aber schon 1967 hatte Kurt Stein die Geschäftsführung übernommen und 1985 an seinen Sohn Ronald und seine Schwester Renate Stein übergeben. Renate Stein war es auch, die das Unternehmen in die heutige GmbH umwandelte. Renate Menkel, geborene Stein, schied 1998 aus dem Unternehmen aus, und seitdem war Ronald Stein alleiniger geschäftsführender Gesellschafter.

Ronald Stein, der 2003 nach langer Krankheit verstarb und sich in der Zeit vorher nicht mehr wie gewünscht um die Geschäftsführung kümmern konnte, hinterließ drei Töchter, die jedoch andere Berufe erlernten und nicht gewillt waren, das Traditionshaus weiterzuführen. Ronalds Witwe Dagmar übte, der Erbfolge entsprechend, die Funktion der Geschäftsführerin aus, verlässt sich dabei jedoch seit rund zwei Jahren auf den jungen Geschäftsstellenleiter Jonathan Weger.

Der hat vor wenigen Tagen zusammen mit seinem Team rote Etiketten mit den erheblich reduzierten Preisen auf die Preisschilder an den einzelnen Geräten geklebt. „Schade, dass wir die 100 nicht mehr erreicht haben“, so Jonathan Weger, der am 1. März eine Stelle bei einem Groß-Buchhändler übernimmt, derzeit aber noch alle Hände voll zu tun hat, um den Verkauf der verbliebenen Geräte und deren Auslieferung und Montage zu managen. „Die Stammkunden sind uns über all die Jahre treu geblieben, auch in der Zeit, als der Geschäftsbetrieb unter Ronald Steins schwerer Krankheit gelitten hat“, erklärt er. Und Jonathan Weger ist sich ziemlich sicher, dass schon vor dem 28. Februar die Regale vollständig geleert sein werden, kommen doch ständig neue Kunden ins Geschäft, um sich über die neuesten Innovationen auf dem Gebiet der „weißen Ware“ zu informieren und zu kaufen.

Zwischenzeitlich ist nämlich nahezu jedes Haushaltsgerät ein Computer, und es gibt Kühlschränke, die W-lan-fähig sind und anzeigen, wenn sich die Fächer geleert haben. „Über sein Smartphone hat man von unterwegs sogar einen Blick in den Kühlschrank und kann sehen, was fehlt.“

Auch, wenn in den Geschäftsräumen am Heckweiher, in die man vor Jahren von der Neumarktstraße aus gezogen ist, bald nichts mehr verkauft wird, hat man sichergestellt, dass Service und Reparaturen während der Garantiezeit durch Fachunternehmen gesichert sind. „Denen vertrauen wir seit Jahren“, sagt Jonathan Weger mit Blick auf das schwindende Warenlager.