Sonnborn ohne Schwebebahn: „Das Stück Schiene fehlt“

An der Sonnborner Straße genießen die Anwohner zwar die Ruhe und die Sonne. Aber die Schwebebahn fehlt ihnen jetzt schon.

Wuppertal. "Und was fehlt hier?", fragt die Leiterin die Feriengruppe, mit der sie die Sonnborner Straße überquert. "Die Schwebebahn", schallt es aus den Mündern der Kinder, die staunend in die Luft schauen.

Die Schwebebahn ist die Attraktion Wuppertals - sogar, wenn sie gar nicht fährt. Am Wochenende wurde die Stütze 100 abgebaut. Grund genug für viele Schaulustige, sich die Sonnborner Straße einmal "oben ohne" anzuschauen. Auch am Montag pilgerten viele Neugierige dorthin, um den Anblick der Straße auf ihren Digitalkameras festzuhalten.

"Das erlebt man nur einmal im Leben", glaubt auch Manuel Reeb. Er und seine Frau Giuseppina betreiben das Eiscafé Gardasee und leben in der Sonnborner Straße. "Ich kann mich nicht beschweren, die vielen Schaulustigen bescheren mir ein gutes Geschäft", freut sich Reeb. Natürlich seien die Bauarbeiten laut, aber schließlich müssten sie erledigt werden. "Ich bin abends kaputt, da schlafe ich trotz des Lärms", sagt der Eiscafé-Besitzer. Etwas besonderes sei der freie Blick auf die andere Straßenseite schon.

"Endlich Sonne auf Sonnborn", fasst eine Anwohnerin zusammen. Mit der Planung der WSW sei sie aber nicht zufrieden. Sie könne ihre Garage nicht erreichen, habe Umbauarbeiten im Garten vornehmen müssen: "Auf den tatsächlich entstehenden Kosten bleiben wir sitzen", ärgert sie sich.

Monika Mehlhardt betreibt ein Nagelstudio in der Straße. "Das ist ein komisches Bild, man guckt hoch und da ist nichts", sagt sie und fügt hinzu: "Das Stück Schiene fehlt." Trotzdem sei es nett, dass sie jetzt die Tür auflassen könne: "Ich genieße die Ruhe, aber will die Schwebebahn nicht missen."

Das sieht Peter Wassing, der unmittelbar an der Haltestelle wohnt, anders: "Es ist angenehm, dass die Schwebebahn nicht fährt." Ein weiterer Wunsch: "Hier ist Zone 30 für Autofahrer, die wünsche ich mir auch für die Schwebebahn."

Ingrid Holland-Cruz und Doris Diedszon genießen ihr wöchentliches Mittagessen im Bergischen Haus. Dort ist es viel heller als sonst und trotzdem: "Die Schwebebahn und der Lärm gehören zu Wuppertal." Allzu lange dürfen die Umbauarbeiten nicht andauern, denn viele Anwohner vermissen das gewohnte Rütteln und Rattern jetzt schon.