Musik Gemeinsam stark im Jugendchor

Cronenberg. · Spell’88 studiert alle zwei Jahre ein Musical ein. Aktuell führen die jungen Leute „Fame“ auf.

Der Jugendchor Spell 88 ist ein Zusammenschluss von jungen Leuten, die Spaß am Singen haben.

Foto: Samuel Stracke

Nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Vor ein paar Wochen hat der Jugendchor Spell’88 sein 30. Jubiläum in der Reformierten Kirche gefeiert. Aktuell bereitet Martin Ribbe sein Ensemble auf Adventskonzerte vor. Das erste wird ein Gastspiel im Bethesda-Krankenhaus in Elberfeld sein.

Einen Rückblick auf das Jubiläumskonzert gibt es bei der Probe im Zentrum Emmaus aber dann doch noch – in Form eines dreiminütigen Videos. Es fasst zusammen, was acht Kameras am Jubiläumstag gefilmt haben. Medientechnik-Student Dennis Amuser hat das riesige Datenmaterial gesichtet und so elegant zusammengeschnitten, dass die Chormitglieder ihn nach der Präsentation lautstark feierten. Beim Kameraschwenk über die Konzertbühne sah man das Banner von „Godspell“ – das Musical, das dem 1988 gegründeten Jugendchor seinen Namen gab.

Manche Teenager von früher
kommen zum Chor zurück

Seit „Godspell“ hat der Chor alle zwei Jahre ein Musical einstudiert. Mit seinen aufwändigen Produktionen, zu denen immer Theater, Tanz und Live-Musik gehören, wird Spell’88 gern von Kirchengemeinden gebucht. Konzertreisen brachten die Sänger zwischen 14 und 26 Jahren unter anderem auf die Insel Borkum und nach Wien. Es gab Aufführungen bei Jugendcamps und Kirchentagen. Im Juni brachte Spell’88 seine Version des Broadway-Hits „Fame“ auf die Bühne. Im neuen Jahr ist das Musical wieder zu sehen.

Diese ersten 30 Jahre Spell’88 hätte es nicht gegeben – ohne junge Leute, die im Gegensatz zu ihren Altersgenossen Chorsingen nicht für „uncool“ halten. Eher im Gegenteil. Und manche dieser Teenager kommen auch wieder zurück. So entdeckte Chorleiter Ribbe beim Üben der Weihnachtslieder ein Gesicht, das er schon länger nicht mehr gesehen hatte.

Als neues altes Mitglied stellte sich Leonie Hackländer vor und freute sich offensichtlich, nach Ende ihres Studiums wieder Zeit für den Chor zu haben. „Das ist echt wie ein Nach-Hause-Kommen.“ Wieder mitsingen – davon hatte Leonie schon während der Studienjahre in Mönchengladbach geträumt. Der letzte Anstoß für die 25-jährige war die „Fame“-Premiere. Da wollte sie selber zurück auf die Bühne. Sie weiß noch genau, was sie als Jugendliche an Spell’88 angezogen hatte: „Das ist die unheimliche Energie, die Martin Ribbe bei den Proben entwickelt.“

Auch Lea hat den Weckruf – auf Englisch „spell“ genannt – früh gehört. Im zarten Alter von vier Jahren sang sie bei den „Regenbogenkindern“, dem von Ribbe geleiteten Kinderchor. Inzwischen ist sie 19 Jahre alt und plant ein Studium in Düsseldorf. Spell’88 will sie trotzdem nicht den Rücken kehren. „Ich werde immer zur Probe am Donnerstag kommen. Da kommt nichts anderes dazwischen.“ Was sie bei der Stange hält, ist das Gemeinschaftserlebnis. „Hier habe ich so viele gute Freunde. Wenn ich neue Menschen kennenlerne, frage ich gern: Wollt ihr nicht mal mit zur Chorprobe kommen?“ Als „i-Tüpfelchen“ sieht sie die Auftritte auf den Kirchentagen.

Ein Chorveteran ist Leas Vater Frank Klingenhöfer. Mit seinen 48 Jahren fällt er ein wenig aus der Altersgruppe des Chors heraus. Als Tontechniker ist er jedoch ein unverzichtbares Chormitglied. Dass er seit jungen Jahren dabei ist, hat er seiner besseren Hälfte zu verdanken. Als sie Spell’88 auf der gemeinsamen Hochzeitsfeier hörte, war sie tief beeindruckt. „Daraufhin ist meine Frau in den Chor eingestiegen.“ Er kam nach, als sein technisches Geschick gefragt war. Das war 1995 – und seitdem hat Frank nicht nur hinter den Kulissen gewirkt, sondern auch ein paar Mal auf der Bühne gestanden.