Stadtmenschen: Der Mann, auf den die Seelöwen hören
Peter Hesse, ein Original des Zoos, geht im kommenden Jahr nach 42 Dienstjahren in den Ruhestand.
Wuppertal. Wenn Peter Hesse im Zoo mit seinem Fischeimer am Beckenrand des Seelöwengeheges erscheint, dauert es nur Sekunden, bis seine tierischen und menschlichen Fans angestürmt kommen. Wie ein Pfeil schießt Bulle Pepe aus dem Wasser und baut sich so imposant wie lautstark vor dem Mann mit dem markanten Rauschebart auf, um den ersten Fisch serviert zu bekommen.
Auch rund um das Becken ist allerorts der Ruf "Die Seelöwen-Fütterung beginnt" zu hören. Ein kleiner Junge kommt sogar so stürmisch herangeflitzt, dass er nur noch mit einer Bauchlandung rechtzeitig vor den Seelöwen abbremsen kann.
"Uns ist einmal ein Löwe entlaufen. Das war zu der Zeit als die Serie ,Daktari’ mit dem Löwen Clarence aktuell war. Da gab es Besucher, die wollten durch die Absperrung, um ihn wieder einzufangen", erinnert sich Hesse, der 2008 nach 42 Dienstjahren in Rente geht.
Zum Zoo gekommen ist der gelernte Bandwirker, nachdem seine Firma zugemacht worden war. "Ich bin im ländlichen Umfeld aufgewachsen und hatte mich schon immer für Tiere interessiert, da kam der Job als Hilfstierpfleger gerade recht." Noch mit seinem Blaumann trat Hesse seine Arbeit im Waldrevier an, auch wenn damals manch einer der Kollegen dafür nur ein Lächeln übrig hatte.
Die wichtigsten Instrumente beim Umgang mit den Tieren sind seine Stimme und sein Blick. "Ob die Tiere mich als Person wirklich erkennen, bezweifle ich. Die sehen nur den Eimer mit dem Futter und nicht den Mann dahinter. Aber mit meiner Stimme kann ich alles machen. Da habe ich sogar die Eisbären im Griff."
Ein Lieblingstier hat Hesse nicht, weil er nicht möchte, dass seine Pfleglinge zu anhänglich werden. "Das würde es für die Kollegen zu schwer machen, wenn ich nicht da bin." Nur die Bären-Dame Nina hatte es ihm angetan. "Als sie gestorben ist, war das wie ein Schock für mich", erinnert sich Hesse.