Konradswüste: Die Siedler sehen ihre Idylle geschützt
Die Siedler haben für den Erhalt gekämpft — und empfinden den Bebauungsplan als Gewinn.
Heckinghausen. Sie sind gescheitert — und haben doch gewonnen. Gunnar Grothaus kann darüber lächeln. Der freundliche Herr wirkt nicht unbedingt wie jemand, der sich auf einen jahrelangen Rechtsstreit einlassen würde, Papierkriege führt, sich gerne mit den Oberen anlegt. Und doch haben er und seine Mitstreiter es getan, sind bis vors Verwaltungsgericht gezogen, im Kampf für die Konradswüste. „Unsere Siedlung“, wie Grothaus immer wieder betont.
Durch ein Neubauprojekt sahen die Siedler ihr Idyll im Grünen gefährdet. Reihenhäuser sollten gebaut werden, im Vergleich zur Nachbarschaft ziemliche Klötze. „Die passten hier doch überhaupt nicht hin“, erinnert er sich. Die Klage brachte zwar keinen Erfolg, gebaut wurde letztendlich doch. Aber in deutlich abgespeckter Version, worauf Grothaus nur zu gern hinweist. Die Niederlage vor Gericht deuten die Siedler längst als Sieg. Mit dem Bebauungsplan, den der Rat in diesem Jahr absegnete, sehen sie sich am Ziel.
Wer jetzt neu bauen will am Rande des Scharpenacken, muss sich an Auflagen halten. „Das ist das, was wir uns gewünscht haben“, sagt Grothaus. Es gehe ihnen nicht darum, der Siedlung auf Teufel komm raus ein einheitliches Bild zu verpassen bis hin zur festgelegten Heckenhöhe.
„Solche Siedlungen gibt es natürlich auch“, weiß Grothaus, für die Konradswüste könne man solche Kriterien aber gar nicht mehr ansetzen. Zu viel habe sich seit den Anfängen in den 1930er Jahren schon verändert. „Was ja auch nicht schlimm ist“, betont Grothaus. Platz für Individualität soll es geben. Dass Siedlungen verdichtet werden, sei sicher okay. Schließlich verändere sich auch die Sozialstruktur. Kennzeichen von Siedlungen wie etwa Nutzgärten sind aber auch in der Konradswüste noch zu erkennen, was bei einem Spaziergang auch Besuchern auffällt.
Durch den B-Plan sei jetzt aber zum Beispiel die Gebäudehöhe geregelt, so Grothaus. Außerdem wurde festgelegt, dass maximal 30 Prozent eines Grundstücks bebaut werden dürfen. „Das macht es für Spekulanten eigentlich uninteressant“, sagt Grothaus. „Und es gibt jetzt eine Rechtssicherheit“, wirft Jürgen Müller ein, der 1. Kreisvorsitzende des Verbands Wohneigentum, dem ehemaligen Siedlerbund.
Mit der Stadt, mit der die Siedler anfangs zugegebenermaßen auf Kriegsfuß standen, sei längst alles im Reinen. Grothaus lobt das Bau- und Planungsamt, wie es den B-Plan ausgearbeitet habe, und sieht die Konradswüste als Vorreiter für andere Siedlungen. Schließlich habe Wuppertal durch solche Entwicklungen einen Vorteil. An der Konradswüste gebe es privilegiertes Wohnen. „Von der Lage her“, so Grothaus, „die Leute hier sind aber nicht reich.“ Durch Regelungen wie B-Pläne könnten attraktive Wohngebiete erhalten bleiben. „Das gibt Zuzug, auch aus anderen Städten.“ Und das sei genau das, was Wuppertal doch brauche.