Berliner Platz Marktschreier: Wurst-Achim brüllt mit 110 Dezibel
Nur wenige Besucher am Berliner Platz.
Oberbarmen. Mit 110 Dezibel kann er über den Platz brüllen und ist kaum zu überhören. Immerhin ist Wurst-Achim mit dieser Lautstärke der Weltrekordhalter. Seit 30 Jahren ist er als Marktschreier tätig, wurde 2013 sogar Deutscher Meister. Die „Echte Gilde der Marktschreier“ war erneut vier Tage auf dem Berliner Platz vertreten.
Ihr Name steht dabei als Synonym für die Entwicklung der volkstümlichen Tradition des Marktschreiens. Deren Ursprung liegt im hohen Norden, auf dem Fischmarkt in Hamburg-Altona. Auch in Oberbarmen wollte Wurst-Achim sich, zusammen mit Nudel-Micha und Käse-Alex, wieder so richtig ins Zeug legen und die Besucher lautstark mit frechen Sprüchen und kernigen Ansagen unterhalten.
Am liebsten hätten sie viele volle Taschen gepaart mit fetten Kommentaren übergeben. Doch in diesem Jahr fehlten die Besucher. Nur wenige hatten sich bei den tropischen Temperaturen auf den Platz verirrt — nicht selten herrschte gähnende Leere vor den Verkaufswagen.
Wurst-Achim nahm es gelassen. „Was hier gut läuft, ist im Moment nur der Schweiß, und nicht das Geschäft.“ Bei seinen Nachbarn lief es auch nicht besser. „Kein Kommentar“, winkte Nudel-Micha ab. Aber auch er hat Verständnis für alle, die es bei diesen Temperaturen eher ins Freibad zieht.
Dann kommen doch noch zwei Damen am Stand vorbei. Sofort wird in den Verkaufsmodus geschaltet. „Eine Flasche Wein gibt es gratis dazu. Der schmeckt zwar nicht, muss aber weg.“ Doch auch die scherzhaften Bemühungen helfen nicht. Käse-Alex, einer der jüngsten Marktschreier, versucht, seine Ware vor der Sonne zu schützen und die Orchideen beim Holländischen Blumenkönig sind am besten dran — sie stehen in ausreichend Wasser.
Rettung brachte vorübergehend der verkaufsoffene Sonntag. Nach den erfrischenden Gewittern am Morgen war der Berliner Platz besser besucht. Auch auf die umliegenden Geschäfte wirkte sich das Markttreiben positiv aus. Martina Flöth, Inhaberin der Buchhandlung Schleu-Behle: „Es sind mehr Kunden da als an den anderen Verkaufsoffenen Sonntagen. Ob es sich am Ende rechnet muss man sehen.“