Von Beyenburg aus nach Santiago de Compostela
Viele Pilger machen auf dem Jakobsweg Halt an der Kirche Maria Magdalena.
Beyenburg. Mechthild Weichenmeier (53) und Rita Januschewski (56) sind seit dem frühen Morgen unterwegs. Startpunkt war Herdecke, jetzt wollen sie den deutschen Jakobsweg gehen und sind in Beyenburg gelandet. Begeistert stehen sie vor der altehrwürdigen Kirche St. Maria Magdalena aus dem 15. Jahrhundert. „Wenn wir in Rente sind, dann gehen wir den Jakobsweg komplett bis Santiago de Compostela“, haben sich die beiden Frauen fest vorgenommen.
Das hat Karl Jasbinschek seit vergangenem Jahr hinter sich. Der 56-Jährige, an dessen Wanderrucksack die Jakobsmuschel baumelt, ist in Lengerich aufgebrochen und macht ebenfalls Station in Beyenburg. Der deutsche Jakobsweg ist sozusagen zum „Warmlaufen“. „Im Sommer werde ich noch einmal nach Spanien gehen.“ Wie soviele, die am Ende der oft tausende Kilometer langen Tour die Jakobsstatue in der Kathedrale von Santiago umarmen.
Die Pilgersaison hat auch in Beyenburg längst begonnen — dem schönen Wetter sei Dank. „Man sieht immer mehr Pilger“, sagt auch Kreuzherrenbruder Dirk Wasserfuhr. In Beyenburg gibt es Hinweise darauf, dass der Jakobsweg dort schon in grauer Vorzeit vorbei führte. Bruder Dirk muss schmunzeln, wenn er an eine Anekdote aus dem Klosterbuch denkt. „In einer Notiz aus dem Jahr 1812 wird sich beklagt, dass im Mittelalter die Einnahmen aus dem Brückenzoll in Beyenburg 1200-mal so hoch waren — weil es da noch so viele Pilger gab. Das änderte sich dann im Zuge der Reformation.“ Die Zeit der Brückenzölle ist allerdings längst vorbei und die Zahl der Pilger auch wieder gestiegen — nicht zuletzt dank Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“.
Erste Einkehr in Beyenburg ist die kleine Kapelle Maria im Schnee. Einst war sie Waschhaus und Ziegenstall, doch seitdem Beyenburger das Häuschen in eine Kapelle umgebaut haben, ist es ein kleiner Wallfahrtsort geworden. Der Weg führt weiter um den Stausee, hinauf zur Schlenke. Und dort findet der Pilger eine Unterkunft, die idyllischer kaum sein kann.
Der Blick vom Anglerheim des Bergischen Fischereivereins geht hinunter zur träge fließenden Wupper, die Vögel singen, sonst ist es still. Die Ruhe ist himmlisch. Roswitha Wuttke öffnet die Tür, zeigt den Aufenthaltsraum, die Schlafstätten. „Zuletzt waren zwei Pilgerinnen aus den Niederlanden hier. Denen hat es gut gefallen. Jetzt erwarte ich eine Pilgergruppe mit 25 Personen aus dem Bistum Münster“. Wuttke kümmert sich um die Pilger, macht ihnen Frühstück und auf Wunsch auch ein Abendessen. „Meistens fragen die Pilger nach Fisch. Der Stausee, die Wupper sind ja in der Nähe“, sagt sie. Ihr macht die Aufgabe Freude — und erschwinglich ist die Übernachtung mit etwa 20 Euro auch. Der Blick auf die Wupper ist umsonst.