Von der Brauerei zur Wache: Eine Uhr wandert durch Barmen

Die Uhr der alten Bremme Brauerei ziert mittlerweile die ehemalige Feuerwache.

Barmen. „Es ist doch eine schöne Geschichte“, betont Marcel Thomas immer wieder. Sie dreht sich um alte Uhren, die Bremme Brauerei und die alte Feuerwache Barmen — kurzum ein Stück Wuppertaler Historie. Wer sie gehört hat, fragt unwillkürlich: „Lohnt sich denn so ein Aufwand überhaupt?“ Der Investor, der unter anderem auch die Turmterrassen unter seinen Fittichen hat, nickt dann schnell mit dem Kopf. „Natürlich — und ich würde das immer wieder tun.“ Stolz zeigt er Fotos, die die „Rettungstat“ dokumentieren. Denn was viele nicht wissen: Die Uhr, die mittlerweile den Turm der alten Feuerwache ziert, zeigte früher den Brauerei-Mitarbeitern die Pausenzeiten an — und wäre um ein Haar ebenso wie Bremme längst Geschichte.

Da, wo sich mittlerweile ein Edekamarkt etabliert hat, erinnern noch ein paar Spuren an die frühere Brauerei. Der Turm allerdings, auf den die Arbeiter einst blickten, wurde abgerissen und dieses Schicksal hätte eigentlich auch der Uhr aus dem Jahr 1941 geblüht. „Das kann doch nicht sein, dass so ein schönes Stück zerstört wird, hab’ ich damals gesagt“, erinnert sich Vater Harry Thomas — mit 70 Jahren genauso alt wie die Uhr. Da passte es, dass Sohn Marcel 2008 ohnehin eine Uhr suchte — für die Alte Feuerwache. Die hatte zwar — wie alte Bilder verraten — immer schon einen schönen Zeitmesser. Der war beim Auszug der Feuerwehr 2004 aber schwer beschädigt worden. Ersatz musste her.

Mit viel Herzblut gingen Vater und Sohn Thomas an die Aufgabe — aber auch ein wenig blauäugig. „Da war ja erst mal das Problem, wie wir das Ziffernblatt überhaupt vom Turm bekommen — ohne dass es kaputt geht“, sagt Marcel Thomas. Schließlich hat das Schmuckstück einen Durchmesser von zwei Metern und ein Meter lange Zeiger. Die Feuerwehr sprang ein, beförderte Vater Thomas 20 Meter in die Luft. Der Sohn blieb lieber am Boden. „Ich hab’s nicht so mit der Höhe“, sagt er lachend.

Kompliziert wurde es dann mit dem Uhrwerk. „Die Pendel im Turm hatten eine Länge von zehn Metern — das erinnerte schon mehr an einen Kirchturm.“ So viel Platz war in der Feuerwache aber nicht. Mit Hilfe von Marcels Onkel Jürgen Klein wurde ein Fachbetrieb gesucht, der sich auf alte Uhren spezialisiert hat. „Jetzt steuert ein gerade mal 30 mal 30 Zentimeter großer Kasten diese riesige Uhr“, sagt Marcel Thomas fasziniert. „Alte Technik trifft moderne.“

Obwohl eine gewisse Skepsis vorhanden war, lief die Uhr am neuen Standort direkt problemlos. Marcel Thomas war sogar so neugierig, dass er sich in der Nacht der ersten Zeitumstellung auf die Lauer legte. „Ich wollte sehen, was passiert — und es passierte nichts.“ Nach einer Stunde zog er müde von dannen — um am Morgen zu erfahren, dass die Uhr sich mit Verspätung doch noch selbst „umgestellt“ hatte.