Von Schmieden und Katzenessern - Geschichten aus dem Gelpetal

Edwin Markert weiß, wie die Menschen am Hahnerberg früher gelebt haben. Bei einer Benefiz-Wanderungerzählt er davon.

Foto: Archiv Hartmut Schmahl

Hahnerberg. In idyllischer Ruhe breitet sich das Gelpetal heute vor den wenigen Spaziergängern aus. Doch wenn der Ur-Hahnerberger Edwin Markert von der wechselvollen Historie des Tales erzählt, dann bevölkert es sich im Geiste mit vielen Fabrikarbeitern, armen Teufeln und emsigen Gastwirten — acht Lokale gab es früher allein zwischen Bergisch Nizza und Zillertal.

Foto: Uwe Schinkel

76 Jahre ist Markert alt. Als Kind hat er mit den anderen Jungs aus dem Görresweg an der Gelpe in Bergisch Nizza gespielt — die Ecke unten an der Straße am Eichholz heißt so, weil dort ein prächtiges Ausflugslokal gleichen Namens stand, bis es 1943 mit all seinen Türmchen von einer Bombe zerstört wurde.

Ein paar hundert Meter weiter stand der Meistershammer, in dem noch bis 1966 Maschinenmesser hergestellt wurden: „Die wurden in die weite Welt exportiert“, sagt Markert. Schon das Firmenlogo sei eine Hand gewesen, die einen Globus hält. Der Meistershammer, genauer gesagt die Firma Johann Abraham Böntgen, war die größte Fabrik im Tal, am Ende allerdings auch baufällig: „Das Wasser von den Teichen tropfte durch die Wände, da war alles feucht.“

In einem Steinbruch nahebei hatte sich der „Kattenfreter“ eine klitzekleine Hütte gebaut. „Der wohnte da mit seiner Frau und einem Hund ohne Strom, Gas und Wasser“, sagt Markert. „Er hat zwar in Cronenberg gearbeitet, aber es wurde ja sehr wenig verdient.“ Und er habe tatsächlich Katzen gefangen, geschlachtet und in den Kochtopf gesteckt. Bis weit nach dem Krieg habe das Paar dort gelebt.

Einige Jahre zuvor habe das Wuppertaler Original Husch-Husch in der Gelpe sein Nachtlager gehabt. Neben dem Meistershammer habe er sich in einen Hohlweg gelegt und mit Laub zugedeckt. Regelmäßig sei er im Gelper Hof vorbeigegangen, wo er von Wirtin Helene Henk zu essen bekam. Der Hof war das erste Ausflugslokal in dem zuvor von Kleinbetrieben genutzten Tal: Seit 1892 ist es im Familienbesitz.

Unten am Mühlenberg stand das nächste Lokal. Schräg gegenüber auf der anderen Bachseite liegt die Ortschaft Käshammer — ursprünglich benannt nach dem besonders leckeren Klatschkäse (eine Art Quark), den der Bauer dort machte. Hier gab es drei Lokale: Die Bergische Schweiz, Das Paradies und den Käshammer, der bis 2005 ein Ausflugslokal war und jetzt von Markerts Sohn Ralf Edwin bewohnt und renoviert wird. Dahinter reihten sich der Büngershammer und das bis heute gut frequentierte Haus Zillertal entlang der Gelpe.

Anschaulich kann Edwin Markert von früheren Bewohnern erzählen. Das möchte er für einen guten Zweck nutzen und Spenden für das Kinderhospiz im Burgholz sammeln. Mit Bekannten ist er auf die Idee gekommen, eine Wanderung durch das Gelpetal anzubieten (s. Kasten). Als Ortskundiger hat Markert auf eine bequeme Wegstrecke geachtet: „Es geht nur bergab.“