Willy Müller und Söhne: Seit mehr als 100 Jahren ein Spielzeugparadies

Seit 1910 gibt es den Spielwarenladen Willy Müller und Söhne.

Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Ein leises Summen sorgt dafür, dass Besucher sofort den Blick heben. Dort, etwas über Kopfhöhe, fährt eine Eisenbahn im Kreis. „Wenn die mal steht, sind alle Kunden enttäuscht“, sagt Hartmut Müller vom Spielwarengeschäft Willy Müller & Söhne.

Die Eisenbahn fasziniert die kleinen Besucher, für die großen ist es ein Stück Kindheitsgeschichte. „Viele meiner Kunden kenne ich noch aus Kindertagen. Heute kommen sie selbst mit ihrem Nachwuchs“, sagt Müller. „Und alle freuen sich, dass die Eisenbahn nach all den Jahren noch da ist.“

Eröffnet wurde das Geschäft 1910 von seinem Großvater am Paradeberg — damals noch als Fahrradgeschäft. Weitere Standorte waren am Rommelspütt und an der Neumarktstraße. Erst dort wurde das Sortiment um Spielwaren erweitert,

Seit 1980 hat das Spielzeugparadies seinen Standort an der Luisenstraße 23. Dort ist allerdings nur der Nebeneingang. „Die meisten Kunden nutzen den Eingang am Heckweiher, den auch wir als Haupteingang sehen“, erklärt Müller.

Früher gab es viel mehr Geschäfte in der näheren Umgebung, die auch Kunden zu Müller zogen. „Das hat sich verändert“, erklärt der Inhaber. „Laufkundschaft fehlt. Unser Vorteil ist unser Bekanntheitsgrad.“

Vor allem Modellbauer setzen auf das langjährige Know-How. In der zweiten Etage ist quasi die „Männerabteilung“ untergebracht. Modelleisenbahnen, aber auch Fernlenk-Autos und -hubschrauber begeistern nicht nur kleine Jungen. „Oft sind es auch die Väter, die sich nach hier oben zurückziehen, während Frau und Kinder in Ruhe stöbern“, sagt Heinz Müller, der für den Modellbau zuständig ist.

Über die aktuellen Trends informieren sich die Spielzeug-Experten auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. „Gesellschaftsspiele sind nach wie vor beliebt“, weiß Hartmut Müller. „Meist sind es Großeltern, die diese für ihre Enkel kaufen. Der Trend geht dabei zum Logik- oder Taktikspiel.“ Letztere bevorzugt er auch selbst: „Ich spiele mit Freunden oft Halma, oder auch Quarto, ein strategisches Brettspiel für zwei Spieler.“

Nichts anfangen kann Hartmut Müller hingegen mit Konsolenspielen. „Wir sind von diesem Konzept nicht überzeugt. Daher führen wir diese Sachen auch nicht“, sagt Müller. „Spiele sollten kommunikativ sein. Außerdem kann man nur dann etwas guten Gewissens weitervermitteln, wenn man davon auch selbst überzeugt ist.“

Falsch gelegen hat er aber doch einmal — als in den 80er Jahren der Zauberwürfel auf den Markt kam. „Jeder Händler dachte, das der floppt. So kann man sich auch mal irren.“