„Dorf-Sheriff“ geht in Pension
Friedhold Strauß blickt auf 18 Jahre im Stadtteil zurück.
Ronsdorf. Er lernt noch. „Ich mache gerade meine ersten Gehversuche im Ruhestand“, sagt Friedhold Strauß und schmunzelt. „Noch kommt es mir vor wie ein verlängertes Wochenende.“ Mehr als 40 Jahre im Polizeidienst, davon die letzten 18 Jahre als „Dorf-Sheriff“ in Ronsdorf — da geht man nicht so einfach in Rente. Doch am 23. Dezember trat der 59-Jährige zum letzten Mal seinen Dienst in „seinem“ Stadtteil an, am 31. Januar wird er offiziell im Präsidium verabschiedet.
Die Familie, Reisen, Arbeiten am Haus und im Garten — das wird zukünftig sein Leben ausfüllen. Vorbei ist auch die Pendelei aus Coesfeld, wo er seit 2000 mit seiner Frau lebt, nach Wuppertal. Doch Strauß, am Rott aufgewachsen, wird Ronsdorf vermissen. „Das Anonyme, wie in der Großstadt, fehlt hier — zum Glück“, betont er. „Dorf-Polizist“, das war er mit ganzem Herzen. Mit einem Polizisten müsse man einfach reden können — nicht nur, wenn man Opfer eines Unfalls geworden sei. Der Plausch auf der Straße, das mache die Arbeit aus. „Der Ronsdorfer“, sagt Strauß, „hat einen ganz eigenen Charakter.“ Man müsse sich einfach drauf einlassen.
„Viele Probleme konnte ich im Gespräch klären“, ist er stolz. Wobei, gab es in Ronsdorf überhaupt Probleme? Die Kollegen in der Elberfelder oder Barmer Innenstadt hätten sicherlich einen anderen Dienst versehen, räumt er ein. Doch auch in Ronsdorf habe sich die Einstellung der Bürger geändert. Der Respekt im Umgang miteinander, aber auch gegenüber der Polizei habe nachgelassen. Wenn heute jemand im absoluten Halteverbot parke, sehe er gar nicht ein, dass das nicht geht. „Da wird dann erst diskutiert.“
Positiv seien ihm in den Jahren aber die Jubelveranstaltungen etwa nach den Fußball-Weltmeisterschaften im Gedächtnis geblieben. Getroffen habe ihn der Fund des toten Babys am Ascheweg — „so etwas vergisst man nicht“. Im Gedächtnis bleiben ihm aber auch die Nacharbeiten zur Facebook-Party in diesem Jahr. „So etwas kannte ich nur aus dem Fernsehen. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas mal am Ascheweg passiert.“
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sagt Strauß jetzt Adieu — und macht noch einmal Werbung für den Beruf des Bezirksbeamten. „Es hat einfach Spaß gemacht. Wir sind zwar nicht ,Kobra 11’, aber darüber bin ich auch nicht traurig.“