JVA Ronsdorf: 400 Gefangene sind schon eingezogen

Das neue Jugendgefängnis wurde Donnerstagnachmittag offiziell eingeweiht — mit deutlichen Worten zum Strafvollzug.

Ronsdorf. Der Song im Rahmenprogramm zur Einweihung der JVA Ronsdorf sprach Bände: „You’ll never walk alone“ schallte es Donnerstagnachmittag durch die vielen Sitzreihen in der Sporthalle, dargeboten von Gefängniskoch Torsten Matt — und dankbar aufgefangen von Oberbürgermeister Peter Jung, als es am Mikro ans obligatorische Grußwort ging: Wenn das Essen hier so gut schmecke wie der Koch singe, müsse man sich keine Sorgen machen.

Und in der Tat geht im 124 Millionen Euro teuren Gefängnis auf den Südhöhen niemand allein: Gut 400 Gefangene sind bereits eingezogen — untergebracht in Wohngruppen. Innerhalb der nächsten sechs Monate soll die JVA mit 510 Plätzen für junge Gefangene komplett belegt sein. Im Anschluss wurde Jung sehr schnell sehr ernst — und erinnerte an den Foltermord in der JVA Siegburg, der die Standortsuche für ein modernes Jugendgefängnis angestoßen hatte. Jung bezeichnet die JVA als „richtige Antwort“ darauf und sprach den Widerstand in der Bevölkerung an: „Natürlich ist ein solches Projekt nicht unumstritten.“ Letzten Endes gehe es aber darum, jungen Menschen, die auf die schiefe Bahn geraten sind, über einen modernen Strafvollzug eine Perspektive zu bieten. Das werde die Stadt auch weiter unterstützen.

Wie Jung vermied allerdings auch Bezirksbürgermeister Lothar Nägelkrämer (CDU) bei der Feierstunde mit NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) ein Wort zur angespannten Verkehrslage auf den Südhöhen. Sie hat sich mit der Eröffnung der JVA zugespitzt. Jenseits aller Bedenken habe das Land bei der Planung und beim Bau der JVA seine „Versprechen eingehalten.“

Rupert Koch, der gestern in sein Amt als JVA-Leiter eingeführt wurde, verdeutlichte unterdessen die prekäre Lage der Gefangenen: Zwei Drittel der jungen Männer besitzen keinen Schulabschluss. Und sie seien nach einer durchschnittlichen Haftzeit von einem Jahr darauf angewiesen, dass sich die Gesellschaft auch danach um sie kümmert und ihnen eine zweite Chance gibt — soll der Strafvollzug für 124 Millionen Euro auf Dauer Erfolg haben.