Töttern, singen und gute Laune beim Liefersack

Das Stadtfest brachte auch dieses Jahr wieder alle zusammen.

Ronsdorf. Ein für ein Sommerfest eher ungewöhnliches Bild bietet sich beim Ronsdorfer Liefersack: Eine Gruppe Frauen steht um einen Tisch herum und genießt eine Runde Glühwein. "Es ist ja auch Winter", sagt Marion Daude, lacht und wärmt sich die klammen Hände an ihrem Heißgetränk. Nebenbei lauscht sie gemeinsam mit ihren Freundinnen der Gemeinschaft der Ronsdorfer Männerchöre. "Da sind schließlich unsere Männer dabei!"

Der Andrang bei dem Stadtteilfest ist sehr groß. Chorleiter Klaus Möbius kündigt das Volkslied "Ein Mädchen vom Lande" an - auf dem Land sei es ja immer besser, schließlich sei Ronsdorf auch sehr ländlich geprägt. Das zufrieden wirkende Publikum gibt ihm Recht und zeigt: Hier feiern die Ronsdorfer ihren Stadtteil unter sich. Und alle zusammen.

Als Möbius nach dem Chorauftritt selbst zum Akkordeon greift und ein Solo singt, stimmen die Zuhörer begeistert mit ein. Einer von ihnen ist Wolfgang Winter, der mit Ehefrau Christel Jahr für Jahr das Fest besucht. "Es ist ja alles für einen guten Zweck und sehr familiär. Man trifft viele andere Ronsdorfer", sagte er. Darum ist auch Hildegard Gembruch vor Ort. "Es ist einfach schön, dass man so viele Freunde trifft" schwärmt sie. "Manche habe ich genau vor einem Jahr beim Liefersack das letzte Mal gesehen". Zwar ist Gembruch keine gebürtige Wuppertalerin, hat aber einen "Ur-Ronsdorfer" geheiratet.

Sie gibt eine Plattkaller-Anekdote zum Besten: Als sie vor einigen Jahren beim Liefersack Kuchen verkauft und schließlich nur noch ein Stück Marmorkuchen übrig hatte, kam ein Mann an den Stand und sagte: "Giv meech doch een Stück von dem Frohsinnskuchen!" Auf ihre Frage, was er denn damit meine, antwortete er: "Weil da mosst de doch froh sinn, dass de de opphast." Sie lacht und zieht dann weiter, um "noch mit dem einen oder anderen zu töttern".

Wie die meisten Besucher trägt Gembruch einen Schirm bei sich. Der immer stärker werdende Regen hält die Ronsdorfer nicht davon ab, ihr traditionelles Stadtfest zu feiern. Der Bandwirkerplatz ist voll gutgelaunter Menschen, und zahlreiche soziale und gemeinnützige Vereine sowie Einrichtungen verkaufen Waffeln, Muffins oder Steak-Brötchen für wohltätige Zwecke.

Mit Informationsständen sind unter anderem die Heidter Feuerwehr, der CVJM, die DLRG, die Naturfreundejugend und die freiwillige Feuerwehr zugegen. Bei letzterem erklärt Karl Heinz Kregeloh am "Rauchhaus", wie sich bei einem Brand der Rauch verteilen kann und hebt die Wichtigkeit der freiwilligen Helfer hervor. Beim Ronsdorfer Liefersack wird das Ehrenamt groß geschrieben.

Apropos Ehrenamt: Der Bürgerbus ist während des Stadtteilfests auf der Suche nach ebensolchen Fahrern. Dieser bisher nur in Ronsdorf aktive Bus fährt dorthin, wohin es sonst keine Verbindungen gibt. "Obwohl das Fest erst seit zwei Stunden im Gang ist, haben sich schon einige gemeldet", freut sich Edeltraud Evels, selbst als Fahrerin für den Bürgerbus aktiv. Auch der Veranstalter, der Ronsdorfer Heimat- und Bürgerverein, zeigt sich zufrieden. "Regen gehört einfach zur guten Wuppertaler Tradition", sagt Ute Abram. "Das hält unsere Besucher nicht ab!"